Tupper? Curver? Was ist das? |
Heute ist Samstag. Es ist wieder Wochenmarkt. Da ich jedoch
ohnehin zum Wasserkauf in den Supermarkt muss, will ich meinen Einkauf komplett
dort erledigen. Wie vielerorts gibt es hier direkt nebeneinander vier
Supermärkte und einen Getränkemarkt. Wer jedoch ohne Verpackungsmüll und noch dazu
in Bioqualität einkaufen will, für den bleiben von den vier Supermärkten nicht
viele übrig. Das komplette Warensortiment, mal abgesehen von den Backautomaten,
ist bei den Discountern verpackt. Das wenige unverpackte Gemüse ist leider
konventionell angebaut. Die beiden anderen führen zumindest loses Gemüse und haben
eine Käsetheke, jedoch nur einer davon in Bioqualität. Ich habe meine
Stoffbeutel mit und habe sogar eine Edelstahlbox mitgebracht, um meinen Käse
verpackungsfrei mitzunehmen. Der Beutel ist schnell voller Obst und Gemüse. Dem
Triumph nahe, wähle ich meinen Frühstückskäse und reiche lächelnd meine
Edelstahlbox über die Käsetheke.
„Tut mir leid, dürfen wir nicht. Wegen des HACCP!“, sagt die
leicht erkältete Dame am Verkauf.
„Oh! Warum das denn nicht?“, frage ich.
„Es könnten Bakterien drin sein. Wir könnten den Hygiene-Standard
so nicht erfüllen. Der Chef achtet da sehr drauf“, sagt sie und schnäuzt sich
in ein Papiertaschentuch. „Was darf’s denn sein?“, fragt sie und steckt ihr
Taschentuch in den Kittel.
Zum Glück trägt sie Handschuhe, denke ich mir, lehne aber
letztlich doch ab. Also, Einkauf ins Auto und doch zu Fuß hoch zum Wochenmarkt.
Der gute Käsehändler in seinem rollenden Käseladen freut sich mich wieder zu
sehen. Der merkwürdige Kerl, der kein Plastik will, ist wieder da, lese ich in
seinen Augen. Als ich die Box herüber reiche, packt er den Käse kommentarlos rein.
HACCP gibt es hier nicht. Auch keine Handschuhe. Und sicher ist er auch nicht
immun gegen Erkältungen. Aber es erscheint mir irgendwie doch etwas geerdeter. Ich
weiß, dass er vor meinem Käse das Wechselgeld des Kunden zuvor in der Hand
hatte. Er weiß, dass ich das weiß, und dafür erzählt er mir auch nicht, dass
sein Käsemesser nach jedem Schnitt abgekocht wird. Der Käse ist ohnehin voller
Milchsäurebakterien. Die werden ihr Revier schon zu verteidigen wissen.
Heimischer Glascontainer! |
Unsere ehemalige Tupperware-Schublade hat sich inzwischen inhaltlich
merklich verändert. Meine Freundin und ich müssen uns zwar aufwärmen, wenn wir
das gefühlte 50 Kilo wiegende Ding öffnen wollen, ohne Muskelzerrungen zu
riskieren, doch dafür gibt es jetzt kein Lebensmittel mehr, das wir in Plastik
aufbewahren. Kühlschrank, Gefrierschrank, beide sind inzwischen mit Glas und
Edelstahl voll. Das eine oder andere haben wir dazu gekauft, vieles haben wir
jedoch einfach nur nicht in den Glascontainer geworfen. Wenn der Gesetzgeber das mitbekommt - bitte lesen Sie nicht weiter, Herr Dr. Schäuble -, wird es sicher eine Steuer für die Mehrfachnutzung von Einwegverpackungen geben. Ich sehe mich schon bei meiner Steuererklärung angeben, wie oft ich Gurken-, Marmeladen-
und Pesto-Einweggläser mehrfach genutzt habe, denn sie eigenen sich nicht minder gut zum Aufbewahren von Resten des
Vortags oder dazu, selbstgemachte Soßen-, Brotaufstriche und ähnliches längere
Zeit zu konservieren. Warum 19% Mehrwertsteuer auf ein neues Einweckglas zahlen, wenn ich es auch zu sieben Prozent zu meinen Sauerkirschen hinzubekomme - ich sagte doch, sie sollen nicht weiterlesen. Pfui! - Kein Müll, keine Unkosten, keine Stoffe, die ins Essen
abgesondert werden … was will man mehr? - Ja, ich weiß, weitere 12% Steuer wollen SIE, Herr Doktor!
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