Juchee! Frühling! Zeit zum Angrillen. Was gibt es männlicheres für einem Mann bzw. fraulicheres für eine Frau als den rostigen Kugelgrill von den winterlichen Spinnweben bar zu machen und die herrlich frische Frühlingsluft mit den Aromen eines Waldbrandes zu begrüßen?
Ganz Mann, wie ich mich nun einmal wähne, stellte ich mich in die Balkontür und sagte: "Frau, der Lenz ist da! Wir grillen!"
Ganz Frau, wie meine Liebste nun einmal ist, ignorierte sie mich vollkommen und ließ mich solange in der Tür stehen, bis es mich fröstelte.
Jedenfalls wird morgen gegrillt. Der Steinzeitmensch in mit fordert ein Sojasteak mit Grillmuster - natürlich selbst erjagt, wie es für einen Mann seit ehedem Tradition ist. Vorab war der Gang in den Baumarkt nötig, um die nötige Kohle zu erwerben - Briketts natürlich, denn nur Anfänger grillen mit Holzkohle. Endlich eine Großpackung Bricketts, dachte ich mir, als ich den dicken Sack Weber-Grillbriketts von einem Rudel Artgenossen umgeben in seinem Gehege stehen sah. Dann hielt ich ihn in der Hand und dachte, dass sich die Verpackung doch merkwürdig glatt anfühle. Mit dem zweiten Blick erfasste ich den Zip-Beutel-Mechanismus, der den Sack wiederverschließbar macht. Grillkohle, die seit ich ein Kind war, schon immer im Papiersack zu erwerben war, in einem Plastikbeutel? Wiederverschließbar?
Der Öko in mir springt als kleiner geflügelter Kobold auf meine linke Schulter. Er trägt Birkenstock und ein gebatiktes, verwaschenes Hemd.
"Was soll denn das?", fragte er entsetzt. "Mit 11,7 Millionen Tonnen verbraucht in Europa kein anderes Land soviel Plastik im Jahr wie Deutschland. Bis zu 180 Tausend Tonnen Grillkohle wandert jährlich über die Ladentheke. Die gute Weber nun in Plastik? Wie viel Plastikmüll soll es noch werden, bis der Verstand selbst zu grillen beginnt?"
Der Steinzeitmensch in mit springt als geflügelter Kobold auf meine rechte Schulter. Im Gegensatz zum Öko trägt er nur einen langen zottigen Bart.
"Schon unsere Vorfahren grillten plastikfrei", konstatierte er entrüstet. "Was soll der Unsinn, Herr Weber? Und wiederverschließbar? Damit ich für den Fall, dass der Säbelzahntiger mich beim Grillen überrascht, meine Kohle wasserdicht verpackt durch den rettenden See ziehen kann, um am trockenen jenseitigen Ufer mein Sojasteak zuende zu grillen?"
Ich lasse die gute Weber stehen und nehme mir einen papierverpackten Kohlesack - in einem kleineren Gebinde zwar. dafür ist"ökologisch produziert" darauf zu lesen.
"So einig wart ihr euch noch nie!", sagte ich zu meinen Schultern, was die Kassiererin im Baumarkt mit einem verwirrten Brauenheber quittiert.
"Moment! Sojasteak?", hörte ich den Steinzeitkobold noch sagen, bevor er nebst Kollegen mit einem "Puff" auch für mich verschwand.
"Meine Alter Ego!", sagte ich zur Kassierin.
"Hatte ich auch mal", antwortete sie und wünschte mir schöne Ostern.
Ich freue mich auf das Angrillen. Und darüber, dass die meisten Köhler noch zu den Traditionen ihrer Väter stehen.
Donnerstag, 24. März 2016
Donnerstag, 17. März 2016
Neunundvierzigster Schritt: Chancen nutzen und Ideen verbreiten
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Was für eine hübsche plastikfreie Baumwollmütze! |
Die Sendung wurde gestern Abend im Rahmen des Magazins "Service: Trends" ausgestrahlt. Es ist eine sehr informative Sendung zum Thema Plastik, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Sie ist in der Mediathek des HR abrufbar.
* wieder so ein doppeldeutiges Wortspiel. Wie mache ich das bloß immer? ;-)
Mittwoch, 16. März 2016
Eintrag #9 - Abgeschaltet.
Aus.
Vorbei. Abgeschaltet. Für immer? Hoffentlich.
Ich
habe mich dabei einfach an dem Song „Throw away your Television“ von den Red
Hot Chili Peppers orientiert: https://www.youtube.com/watch?v=voIjWQjbDmg
Für
mich war es nach verschiedenen Schritten die nächste logische Entscheidung,
mein Leben zu vereinfachen. (siehe auch http://plastic-diary.blogspot.de/2015/06/ist-technische-abrustung-gleich.html)
Das
Fernsehprogramm bot mir kaum noch etwas, das mich ansprach, und ich merkte,
dass ich –trotz reduziertem Fernsehkonsum- immer noch zu viel Zeit davor
verbrachte und meine freien Stundensinnlos
verschwendete. Ich war zudem regelmäßig paralysiert, wenn ich abends joggend
durch den Ort lief und bemerkte, dass in nahezu jedem Wohnzimmer die
Flimmerkiste lief.
…mein
ehemaliger permanenter Begleiter…
(wobei dies eines der besten Handballspiele
war ;-))
Dabei
war ich immer ein vorbildlicher TV-Konsument. Es waren weniger die Sendungen,
die im Fernsehen liefen, aber im Schauen von Videos/DVDs war ich ganz groß,
fast schon ein Virtuose.
Im
Alter von 16 Jahren schaute ich pro Abend zwei Spielfilme am Stück. Ich hatte
eine Sammlung von 200 Videokassetten (mit je zwei Filmen) und so viele
Geräte, dass 5-6 Fernbedienungenauf
meinem Teewagen lagen. In meinen besten Zeiten schaffte ich es mit einem
„Arena-Abo“ von Freitagabend, 19 Uhr bis Sonntagabend 20 Uhr fast Non-Stop
Fußball zu schauen. Nichts
gegen ein Zweitliga-Duell zwischen Meppen und Wuppertal, aber…
Nun
ja: es gibt Filme, die habe ich ungefähr 30x auf DVD geschaut (damit ich nach
dem Schreiben dieses Eintrags überhaupt noch Leute finde, die mit mir reden,
bleiben die Titel dieser Filme geheim).
Bleibt
noch der tägliche Konsum meiner US-Lieblingsserie Bexxxly Hixxs, 90xx0
(sorry, den Titel musste ich unkenntlich machen) in den Jahren 1990 – 2015.
[für diejenigen, die die Serie kennen undwissen,
dass es „nur“ 293 Episoden gibt und sich fragen, wie ich das geschafft habe…Man
muss jede Episode nur je 31 Mal schauen, und dann sind 25 Jahre vergangen…Ich
habe das geschafft.]
Es
ist wie es ist. Zeit ist eines der kostbarsten Güter, die uns zur Verfügung
stehen, und ich werde dieses begrenzte Gut nun für mich besser nutzen. Mehr
gute Gespräche führen.
Mehr
gute Bücher lesen. Mehr NICHT konsumieren.
…abgeschaltet…
In
Bezug auf die Qualität „unseres“ Fernsehprogramms fällt mir noch eine
Textpassage aus dem Lied „Gegen den Strom“ von Such a Surge ein: https://www.youtube.com/watch?v=jdzYL_UGkY0
„Und
der private Sender zeigt mir die Realität?
Sensationsgeilheit, während sich mir der Magen umdreht.
Sensationsgeilheit, während sich mir der Magen umdreht.
Blutdurst, live vor Ort, die Kamera dabei,
was wären wir ohne die Asse der Polizei.
Notruf, originalgetreu nachgestellt.
Auf der Couch hautnah dabei, Action ist, was unterhält!
Augenzeugen, Video, sensationell reell,
Gier nach Action News, oder RTL aktuell.
Kinderzimmer, Blutrausch, Horror ungeschnitten.
Kinderaugen geblendet, privater Sender sendet
rund um die Uhr, Programm Kapazität,
denn für visuelles Konsumieren ist es nie zu spät.
Volks Hypnose, Gehirn Metamorphose,
der Fernseher verkabelt, der Zuschauer vernagelt,
eure Hölle ist aus Eis, ein Meer muss drunter sein.
Eure Hölle schweigt mich tot, ich schlag den Fernseher ein.“
Dienstag, 15. März 2016
Achtundvierzigster Schritt: Ein Licht aufgehen lassen
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Die Erleuchtung? Leider nicht zur Gänze! |
Seit letztem Jahr hat sich viel geändert: Die schwedischen Happen gibt es nun auch vegan, und ich habe eingesehen, dass weder ein wochenlanger Stromausfall voll nachbarschaftlicher Dankbarkeit in Aussicht ist, noch dass sich Plastikverschlussklemmen bei einem Wasserrohrbruch als nützlich erweisen würden.
Zeichensetzen gegen Plastik und Aluminium |
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