Mittwoch, 10. August 2016

Sechsundfünfzigster Schritt: Der ökologischste Rucksack der Welt

Sommer ist Reisezeit! Früher bedeutete das: Fernziel suchen, Flieger buchen und mit gepacktem Koffer ab zum Flughafen. Mittlerweile sind Fernreisen nicht mehr mein Ding. Zum einen, weil ich die Flugreise aufgrund seiner hohen CO2-Emission nicht mehr unternehmen möchte und zum anderen, weil ich für mich festgestellt habe, wie unsinnig es ist, für wenige Tage in die Ferne zu reisen, wenn ich doch so viele mit der Bahn erreichbare besuchenswerte Ziele in meiner Umgebung noch nicht bereist habe. Das Problem ist nur: Für zwei Wochen Urlaub auf Fuerte Ventura habe ich einen großen Hartschalenkoffer, für vier Tage Berlin nicht eine einzige Tasche, die groß genug wäre.
Also habe ich mich auf die Suche gemacht. Der Rucksack sollte keine Lederapplikationen haben, war ein Ziel meiner Suche, ein zweites natürlich, dass der Rucksack plastik- und schadstofffrei (siehe Ökotest, Mai 2015) ist, bevorzugt aus Leinen, und das dritte Ziel war, er soll fair und nicht in irgendwelchen Sweatshops produziert worden sein.


Den ersten Rucksack fand ich im Avocadostore. Er ist aus Leinen und Kork, somit nachhaltig, und er ist sogar fair produziert. Leider hat er nur ein Volumen von 15 Litern, was für meine geplante Reisedauer zu gering sein würde. Leider fand sich kein zweiter, der für mehr als eine Tagesreise tauglich wäre.


Ich suchte weiter und fand den Quadra Desert Canvas Backpack, zu 100% aus Leinen. Toll, dachte ich zunächst. Als ich dann aber den Preis sah, hatte es sich schon erledigt. Bei Endverbraucherkosten von teils unter 30 Euro für den mit 18 Liter allerdings auch ebenfalls zu gering dimensionierten Rucksack, kann ich mir die Anfrage beim Vertieb sparen, ob das Produkt fair produziert ist.


Mit einem 40-Liter-Fassungsvermögen kam ich mit einem Bundeswehrrucksack aus 100%Baumwolle zumindest nahe an mein angestrebtes Volumen heran. 60-Liter hätte ich gerne haben wollen. Der Preis war in gleicher Größenordnung wie der des Quadra. Ich dachte jedoch, es sei ein gebrauchter Rucksack aus alten BW-Beständen, was den Preis erklärt hätte. Bei genauerem Blick stellte es sich als Neuware der Firma "Brandit" heraus. Ich war skeptisch, und konnte auch nirgendwo im Internet herausfinden, wo die Firma herstellen lässt. Schade.




Größere Rucksäcke aus den erwünschten Materialien gab ich nach einer Weile erfolglos auf zu suchen. Also dachte ich mir: Wenn schon nichts größeres ohne Plastik zu haben ist, warum dann nicht 100% Re- oder Upcycling, wie ich es auch mit meinen immer noch im Gebrauch befindlichen Schuhen gemacht hatte? Mit der Eingabe von "Rucksack Recycling" in der Suchmaschine wurde ich schnell fündig. Ich fand bei Dawanda den Nessie XL, der aus einer ganzen Armada upgecycelter Ausgangsstoffe herkommt: Teichfolie, Werbeplane, Autogurt ... Tolle Idee. Leider hat er weniger als 40 Liter-Fassungsvermögen, und einen größeren gab es leider nicht im Programm.




Zu diesem Zeitpunkt waren gut zwei Stunden Recherche im Internet vergangen, und ich entsann mich, welcher Rucksack der definitiv ökologischste der Welt wäre: Der Nicht-Gekaufte! Ich war so darauf versessen, einen Rucksack zu finden, der mein ökologisches Gewissen befriedigt, dass ich mir nicht die Frage stellte, wie sinnvoll es überhaupt wäre, einen Rucksack zu kaufen, den ich allenthalben zweimal im Jahr in diesem Volumen benötigen würde. Also rief ich Dennis an, und fragte, ob er mir seinen Rucksack für vier Tage leihen würde. Die Antwort: Na, klar! 
Zeitaufwandsvergleich: Eine Minute für's Nachdenken und eine Frage Stellen gegen zwei Stunden Recherche ohne befriedigendes Ergebnis. Denken kann ja so was von effektiv und effizient sein. Mache ich künftig öfter! 
Sollte jemand einen 40-Liter-Rucksack suchen: Bitte bedient euch gerne meiner Zwischenergebnisse. Dann ist meine Zeit wenigstens nicht umsonst investiert ;-)



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