Mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von ca. 25 Milliarden EUR werden alleine in Deutschland jedes Jahr weggeworfen, davon ca. 65% von Privathaushalten. Gleichzeitig hungern Menschen dort, wo landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden, die ausschließlich für den Export vorgesehen sind. Die Wegwerfgesellschaft entsorgt nicht nur Spielzeug oder alte Handys sondern auch Lebensmittel, die ohne Weiteres und unbedenklich noch genießbar sind. Dabei kann jeder, der diese Lebensmittel in die Tonne wirft, auch anderen Menschen helfen. Selbst in Deutschland sind immer mehr Menschen nicht in der Lage, sich „angemessen und in Würde zu ernähren“. Besonders betroffen sind Kinder aus Hartz-IV-Haushalten, Rentner und Flüchtlinge.
In Dänemark konnte die Lebensmittelverschwendung vom Jahr 2010 bis zu dem Jahr 2015 um 25% reduziert werden, hauptsächlich im Bereich des Handels, initiiert von der Aktivistin Selina Juul und ihrer Organisation „Stop Spild Af Mad“ (Stoppt die Lebensmittelverschwendung). In Frankreich gibt es ein Gesetz, das den Handel verpflichtet, unverkaufte Nahrungsmittel dem Recycling zuzuführen oder zu spenden. Ähnliche Initiativen gibt es in Italien und Finnland.
In Deutschland wurde Ende Februar der Vorstoß des Landes Nordrhein-Westfalen, per Gesetzt gegen die Lebensmittelverschwendung vorzugehen, abgelehnt, „Der Großteil unserer Lebensmittelabfälle entsteht in den Privathaushalten, da können wir mit einem Gesetz nichts erreichen“ (Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in einem Interview der Saarbrücker Zeitung).
Warum es also den Privathaushalten nicht einfacher machen, sich über das Thema Lebensmittelverschwendung zu informieren und Lebensmittel, die ohne Bedenken noch genießbar sind, kostenlos zur Abholung anzubieten. Ein Smartphone befindet sich fast in jedem Haushalt. Apps (Smartphone-Applikationen) für gebrauchte Dinge oder Kleinanzeigen gibt es wie Sand am Meer, warum also nicht auch für Lebensmittel? Das dachte sich eine kleine Gruppe von Studenten der Technischen Hochschule Mittelhessen und entwickelte die Smartphone-App „SHARE YOUR FOOD“, eine Plattform auf der nicht nur Lebensmittel zur kostenlosen Abholung angeboten werden können, sondern auf der sich auch Vereine und Organisationen präsentieren, über ihr Hilfsangebot oder Veranstaltung informieren und sogar ihre Homepage in der Anzeige verlinken können. „Das ist das Neue dabei: Nicht nur Lebensmittel anbieten und finden, sondern sich umfangreich informieren
können, regionale Hilfsorganisationen und Vereine finden oder Tipps und Tricks für andere Nutzer empfehlen. Dafür gibt es in der App einen eigenen Bereich. Es gibt sogar eine Kategorie „gemeinsam Kochen und Essen“, so können sich Nutzer verabreden, kennen lernen und soziale Kontakte aufbauen.“, so Michael Stricker, Geschäftsführer der MY2SHARE UG in Bad Nauheim, die das Projekt bis zur jetzigen Beta-Version unterstützt hat.
Natürlich gibt es bereits Vereine und Organisationen, die sich mit dem Thema beschäftigen und Plattformen im Internet, auf denen Lebensmittel zur Abholung von Privat angeboten werden können. Es ist jedoch nicht einfach, sich mit einem Suchbegriff an die Suchmaschine zu wenden und dann aus den Millionen gefundenen Einträgen das Richtige zu finden. Darüber hinaus sind die Vereine und Organisationen nicht immer flächendeckend aufgestellt oder es gibt Restriktionen für die Abgabe oder Abholung von Lebensmitteln. SHARE YOUR FOOD wendet sich an jeden, private Haushalte, Vereine und Organisationen, und steht flächendeckend 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Die App ist kostenlos nutzbar, es entstehen keine Transaktionsgebühren oder andere Kosten. Es gibt nur zwei Bedingungen: Angebote und Einträge müssen gesetzeskonform und angebotene Lebensmittel unbedenklich genießbar sein.
„Helfen kann jeder, Lebensmittelvernichtung vermeiden auch. Wir machen es einfach, sich schnell und unbürokratisch daran zu beteiligen“, sagen die am Projekt beteiligten Studenten.
Viele der Funktionen sind den Nutzern aus anderen Flohmarkt-Plattformen bekannt, so zum Beispiel die Umkreissuche, die Auswahl von Kategorien für das Angebot, Suchagenten, Merklisten oder das Teilen von Einträgen in sozialen Netzwerken.
„Wir haben versucht, die beste Kombination von Funktionen in SHARE YOUR FOOD zu realisieren. Ob uns das gelungen ist entscheidet der Nutzer“, so Stricker.
Leider reichen die finanziellen Mittel nicht mehr aus, um eine Desktop-Version zu realisieren oder die Liste weiterer Funktionen abzuarbeiten. Auch das Marketing fordert seinen Tribut. SHARE YOUR FOOD hat sich daher entschlossen, eine CrowdfundingAktion über die STARTNEXT-Plattform zu starten.
„Wir erhoffen uns, mit dieser Aktion, genügend Geldmittel aufzutreiben, um den Betrieb zu gewährleisten und noch mehr Funktionalität umsetzen zu können. Jede finanzielle Unterstützung für dieses Projekt ist willkommen“.
Wer sich über SHARE YOUR FOOD informieren möchte, dem steht die Facebookseite zur Verfügung. Die aktuelle Beta-Version der App kann schon heute für iPhones aus dem AppStore oder für Android-Smartphones aus dem Google PlayStore installiert werden.
„Wir wünschen uns, dass sich viele Menschen an dem Projekt SHARE YOUR FOOD beteiligen, damit die Lebensmittelverschwendung reduzieren und gleichzeitig helfen. Erzählt Freunden und Bekannten von SHARE YOUR FOOD, je mehr davon wissen, desto mehr werden sie nutzen!“.
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