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Lieber unscharfe Schrauben als scharfes Chili |
Die Küche war voller Plastik. Mittlerweile ist sie voller
Glas und Edelstahl. „Hast du das Plastik weggeworfen?“, wurde ich gefragt. Ja,
ich muss zugeben, einiges davon warf ich tatsächlich weg. Zerkratztes und
Verformtes, bei dem mir die Gefahr für Lebensmittel einfach zu hoch war. Der
Rest kam in den Keller. Zunächst wollte ich es auf Ebay oder auf dem Flohmarkt
verkaufen. Dann erkannte ich jedoch, dass ich mit dem Plastik auch meine Verantwortung verscherbele. Im Keller habe ich es unter Kontrolle. Kein Kontakt zu meinen
Lebensmitteln, keinen Kontakt mit der Mülltonne. Mein persönlicher Gefangener von
Askaban, Kellergast des Towers, Plastikmüll von Montechristo, wie auch immer
Hauptsache weg aus der Küche und weg von der Mülltonne. 20 Prozent des
Plastikmülls wird auch in Deutschland nicht recycelt. Das bedeutet Deponie oder
Müllverbrennung. Das eine trinken wir früher oder später, weil es sich auflöst
und ins Trinkwasser übergeht, das andere atmen wir ein. Deshalb bin ich selbst
in der Pflicht: Upcycling! Einfach
einem anderen Verwendungszweck zuführen. Bei mir stehen die Plastikwaren von
Tupper und Curver nun im Keller und bewahren Schrauben und Nägel auf, eben alle
Kleinteile, die im Keller so anfallen und sortiert einfach besser aufbewahrt
sind. Wäre ich früher drauf gekommen, hätte ich auch das Zerkratzte und
Verformte nicht weggeworfen.
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Designer-Rucksack by Turkish Taylor |
Zu Recycling und Upcycling gehört natürlich
konsequenterweise auch Precycling. Wie ich den meisten Verpackungsmüll vermeiden kann,
habe ich schon festgestellt: Papierverpackungen statt Plastikverpackungen,
Großgebinde statt Kleinpackungen, lose statt verpackter Ware und natürlich Müll vermeiden, bevor er entsteht. Die Frage, Müll zu machen und neu zu kaufen oder nicht, stellt sich derzeit bei meinem Rucksack. Ich hatte ihn vor immerhin schon sechs Jahren gekauft. Täglich
begleitet er mich auf dem Weg zur Arbeit, mittlerweile nicht nur mit Laptop, Schreibblock und Büchern gefüllt, sondern eben auch mit meinem Mittagessen im Glas. Das ist eine schwere
Aufgabe für einen handelsüblichen 17-Zoll-Laptop-Rucksack. Natürlich besteht er fast ausschließlich aus Kunststoff.
Inzwischen habe ich die Stück für Stück abgebrochenen und abhanden gekommenen Schiebergriffe der Reißverschlüsse durch Schlüsselringe ersetzt, was dem Rucksack eine rockig-punkige Erscheinung gibt - und ja, ich musste bei
Wikipedia nachlesen, wie die Dinger, die Schiebergriffe sind, heißen. Auch habe ich ihn bereits zweimal vom Schneider reparieren lassen. Das
erste Mal hatte ich einen Riss mit Stoff stopfen lassen, was jedoch schnell
wieder riss. Das Gewicht ist einfach zu groß. Das zweite Mal ließ ich den Türken meines Vertrauens Leder einnähen.
Das hielt und hält noch immer, doch lehne ich tierische Produkte inzwischen ab, so dass ich eine
Alternative finden muss. Kernfrage: Neu oder nochmal zum Schneider. Ich muss zugeben, die eine oder andere Leinen-Tasche reizte mich schon sehr zum Konsum an. Ich habe
mich dennoch wieder für den Schneider entschieden, denn der Rucksack ist optisch noch
völlig tadellos und das wichtigste: Er funktioniert!. Weshalb sollte ich ihn wegwerfen, nur weil der Boden sehr
fadenscheinig geworden ist. Morgen schneide ich eine alte Jeans in zwei
gleichgroße Stücke in der Größe des Taschenbodens und übergebe sie meinem Schneider. Das hält gewiss wieder zwei
Jahre, und jemand freut sich über den Auftrag. Support your lokal
taylor!
1 Kommentar:
Recycle, Up- statt Downcycling und nun Precycle - wichtige Schritte. Im großen Ganzen sollte die Plastikproduktion von Industrieseite aus stark reduziert werden. Viele Organisationen, die sich um das Plastikproblem kümmern, wie neuerdings das Aktionsbündnis "Break free from Plastic" http://breakfreefromplastic.org/ , sind in https://sensiblochamaeleon.blogspot.de/2015/07/mikroplastik.html aufgelistet.
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