Sonntag, 2. August 2015

Sechsunddreißigster Schritt: Reden schwingen und Haare wringen

Ein Schnappschuss, fast wie gestellt!
Wieder einmal durfte ich einen Vortrag über Plastiksparen halten. Eingeladen hatte der Umsonstladen in Friedberg. Es wurde zu einem wirklich überraschenden Abend, denn die Resonanz war überwältigend. Die Veranstalter hatten mit zwanzig Gästen gerechnet. Das war in etwa die Zahl, die ich, in Erinnerung an meinen Petcha-Kucha-Vortrag im März, auch erwartet hatte, doch es kam anders: Fünf Minuten vor Beginn brandete die erste Welle weiterer Stühle in den Vortragsraum des Erasmus-Alberus-Hauses, und dann zur offiziellen Startzeit wurde auch der letzte freie Platz noch mit Bestuhlung geflutet, die sogar die angedachten Tische wegspülte. Um bei der maritimen Metaphorik zu bleiben: Ahoi, ihr etwas mehr als 50 ZuhörerInnen! Nach einer dreiviertel Stunde, in der ich im Prinzip "Plastic-Diary - Das Live-Hörbuch" gab, entstanden noch gut 30 Minuten Diskussion und gegenseitige Inspiration, und vorbei war ein wirklich toller Abend, der uns alle ein bisschen ökologischer und nachhaltiger gemacht haben mag. Zumindest von einem weiß ich, der nun Zähne mit Salz putzt ;-)

Gähnende Leere, wo seinerzeit Seifen sich suhlten
Auch im März testete ich die Shampoo Bar (das Shampoo Bar? Den? What ever!) und versprach den nächsten Eintrag über Schuppen. Hier ist er! Weder Haarseifen, noch Shampoo Bars schaffen es bei meiner Kopfhaut keine Schuppen zu produzieren. Die ersten Filmproduzenten haben zwischenzeitlich bei mir angeklingelt, um mich als Requisit für die winterlichen Szenen bei "Dr. Schiwago 2" zu gewinnen. Zweimal sprang mir Reinhold Messner in den Rücken und rief, mit einer Träne im linken Auge: "Yeti, Yeti!" Das musste ein Ende haben! Unabhängig voneinander berichteten mir zwei Freundinnen von Bekannten, die sich nun schon seit Monaten bzw. Jahren die Haare nur noch mit Wasser waschten. Nach wenigen Wochen widerwärtig fettigen Haars hätten beide nun normale, das nicht anders wirke als mit Shampoo gewaschenes. Auch diverse Fundstücke im Internet stimmten hoffnungsvoll (Stichwort: "No Poo" ... wer diesen Namen verbrochen hat, gehört drei Tage in Folge shampooniert!). Umsetzen, Käptn! Seit fünf Wochen wasche ich nun mein Haar morgens nur noch mit Wasser. Die ersten drei Wochen waren tatsächlich etwas "Hallo-ich-arbeite-in-einer-Frittenbude"-mäßig, doch seit zwei Wochen ist mein Haar wie zuvor, als ich mit teurem Anti-Schuppen-Shampoo zu waschen gezwungen war. Schuppen kann ich bislang nicht erkennen. Doch die bisherige Plastikmüllfreie-Haarwasch-Odyssee hat mich gelehrt, den haarigen Tag nicht vor dem schuppigen Abend zu loben. Ich warte ab, bevor ich jubiliere. Abschließend noch ein Dialog zwischen meiner Mutter und mir:

Ich: "Wie sehen meine Haare aus?"
Mutter: "Durcheinander?"
Ich: "Nein, ich meine sehen sie gepflegt aus?"
Mutter: "Ich denke schon!"
Ich: "Also nicht fettig oder so?"
Mutter: "Nein!"
Ich: "Ich teste gerade aus, meine Haare nur noch mit Wasser zu reinigen. Habe von zwei Leuten gehört, dass das funktioniert. Könnte so wieder etwas Plastikmüll sparen."
Mutter: "Sind meine Haare ungepflegt?"
Ich: "Nö! Warum?"
Mutter: "Ich mache das seit Jahren schon!"

Soviel zur Innovationskraft unserer Generation, was? Und Mutter wusste nicht mal, dass sie Teil der No-Poo-Bewegung ist!

2 Kommentare:

woodstock85 hat gesagt…

Hallo Hr. Arnold! :)

Oder sind wir beim Du, weil wir uns schonmal gesehen haben? Und zwar bei dem Kochkurs, der bei Dennis stattgefunden hat. Ich war dort mit meinem Bruder (auch Denis, wohnt in der gleichen Strasse oben an der nächsten Ecke und man hat gleich bemerkt, dass ich aus den neuen Bundesländern komme ;)). Weiß nicht, ob du dich noch erinnerst. Hatte auch die vegane "Leberwurst" mitgebracht.

Das ist ein interessanter Beitrag, denn ich überlege seit neuestem auch meine Haare irgendwie shampoofrei zu pflegen. Da ich weiblich und wie dann oft der Fall mit langem Haar geziert bin, stelle ich es mir nur schwierig vor, jeden Tag zu föhnen und jeden Tag zu waschen... Hab gehört, in der Übergangszeit könnte man sich mit selbstgemachtem "Trockenshampoo" über die "fettige" Zeit behelfen . Wohl einfach Speisestärke bei blondem Haar und Speisestärke gemischt mit Backkakao (je dunkleres Haar, desto mehr Backkakao) an die Kopfhaut streuen und einmassieren. Das saugt wohl den Talg auf.
Ich trau mich noch nicht so richtig an das Thema...Hast du es schonmal mit der Natron-saure Rinse-Lösung versucht? Auch bei den No Poo`s (wirklich blöder Name) beliebt.
Hat deine Freundin das auch schon ausprobiert?

P.S.: Bin jetzt auch dazu übergegangen die Deocreme selbst anzumischen.

Übrigens ein klasse Blog! Hab ihn mal auf meinem verlinkt, wenn`s recht ist, auch wenn es meinen Blog erst seit 2 Wochen gibt. (www.woodstockscreations.wordpress.com)

Viele Grüße erstmal aus Niddatal
Steffi

Andreas Arnold hat gesagt…

Hey, Steffi,

ist das Du nicht unter Bloggern usus ;-)

Meine Freundin shamponiert old school :) Insofern kann ich da keine großen Tipps geben. Auch fürchte ich, dass meine Haare nie mehr diese Fülle bekommen werden, dass ich selbst Lange-Haare-Tipps beisteuern könnte. Einfach Mut zur Lücke beweisen. So schlimm wird's nicht werden.
All diese Spülungen (Zitronensaft, Baumöl, Essig und was weiß ich noch alles) hatte ich jedoch in meiner Seifen-Phase getestet. Zumindest bei mir ohne Erfolg ... zumindest gegen Schuppen.

Viel Spaß beim Bloggen
Andy