Dienstag, 29. Dezember 2015

Vierundvierzigster Schritt: Plastikgräber graben und grün frühstücken

Ein wenig wie das Abendmal - nur mit weniger Haaren
Letzten Monat war ich zum Grünen Frühstück ins „La Dolce Vita“ in der Friedberger Bismarckstraße eingeladen. Das Grüne Frühstück findet an jedem dritten Sonntag im Monat statt und freut sich auf jeden Frühstücksgast, der an grünen Themen interessiert ist. Die Gäste letzten Sonntags waren primär daran interessiert, was ich an Erfahrungen im Umgang mit Plastik zu berichten hatte. So durfte ich eine gute Stunde darüber erzählen, welche Schritte ich bislang auf meinem Weg zum plastik- und müll(be)frei(t)en Haushalt gehen könnte. Um kurz nach elf Uhr sprach ich das erste Wort, und mit anschließender Fragerunde wurden es über zwei Stunden, die wir uns bei unterschiedlichen Frühstücksspezialitäten austauschten. Ich bekam sogar ein veganes Frühstück, das gar nicht auf der Speisekarte stand. Das Grüne Frühstück war eine schöne Erfahrung, insbesondere da der Großteil der Besucher auch in der Lokalpolitik tätig war. So kamen viele Ansätze zur Diskussion, die weit über den Privathaushalt hinausgingen, aber dennoch nicht minder greifbar waren. Ich denke, das wird nicht meine letzte Teilnahme am Grünen Frühstück gewesen sein.


Ruhe in Frieden, Bioplastikfolie
Im Spätsommer hatte ich ein kleines Experiment gestartet. Ich wollte wissen, wie lange es dauert, bis eine kompostierbare Bio-Plastikfolie tatsächlich verrottet ist. Einige Lebensmittel werden inzwischen in diese Folien verpackt, die aus pflanzlicher Stärke hergestellt werden und laut Herstellerversprechen zu 100% kompostierbar sein sollen. Die Crux an der Sache ist jedoch, dass die Folien nicht in die Bio-Tonne dürfen. Dort würden sie in den Kompostieranlagen durch Scanner als Plastikfolien identifiziert und automatisch aussortiert. Die Müllentsorger empfehlen daher, die Bioplastikverpackungen (Achtung: Es gibt auch welche, die zwar nicht mineralölbasiert, aber auch nicht kompostier- und recyclebar sind, die tatsächlich in den Restmüll gehören) im Restmüll zu entsorgen. Hiermit ist der Sache jedoch nicht gedient, da die kompostierbare Folie damit der Müllverbrennung zugeführt wird. Eine Alternative ist, diese Folien in den Komposthaufen zu werfen oder, falls kein Komposthaufen vorhanden ist, sie im Garten zu vergraben. Das war mein Experiment, das ich – zugegebenermaßen - etwas aus den Augen verloren hatte. Deshalb vergräbt man Dinge ja auch für gewöhnlich. Jedenfalls ist die Folie nunmehr zersetzt. Der Hersteller sprach von sechs Wochen. Die sechs Wochen liegen deutlich innerhalb der drei Monate, die die Folie nun vergraben war. Es funktioniert also. Ich habe im Garten ein Bioplastikgrab. Es befindet sich zweite Reihe, links, direkt neben dem Grab für meine Holzzahnbürsten mit Bioplastikborsten.

Samstag, 28. November 2015

Dreiundvierzigster Schritt: Ein Handyschritt zurück

Vor einen dreiviertel Jahr fand ich ein Handy auf der Straße, ein 12-Euro-Handy von Samsung mit sehr rudimentären Funktionen. Vor einigen Wochen habe ich es vom Fundbüro abholen können, so dass es nun in meinem Besitz ist. Das sollte die Gelegenheit für mich zu einem ultimativen Test sein:

Das Ladekabel passte leider nicht! (Quelle: Wikipedia)

Wie verändert sich mein Tag, wenn ich nur noch ein Telefon habe, mit dem ich telefonieren kann?
Ja, liebe Kinder, ich weiß, wie verrückt das klingt: Ein Mobiltelefon zum Telefonieren! Tse!

Ist das Smartphone tatsächlich nur ein Zeiträuber, weil es seine Besitzer zwingt, unentwegt nach neuen Informationen Ausschau zu halten und auf jedes Summen zu reagieren?
Bei mir auf der Arbeit gibt es einige Büros, deren Eigner ich im Vorbeigehen noch nie ohne Handy vor den Augen gesehen habe. Ich hätte auch gerne so einen Handyarbeitsplatz eingerichtet, Chef!

Welche Funktionen des Smartphones haben sich so in den Tagesablauf eingeflochten, dass es gar nicht mehr auffällt, dass das Smartphone neben der geraubten Zeit auch einen positiven Nutzen hat?
Kalender? Navigation? Email? Musik? Internet?

Montag letzter Woche hatte ich geplant, mein Smartphone zuhause lassen und für eine einwöchige Testphase nur noch das Telefonie-SMS-Handy mitzuführen. Hürde: Leider verlor der ehemalige Besitzer des Handys nicht auch das Ladegerät! Auch der passende Adapter führte nicht dazu, dass der Akku auflud. Glücklicherweise erkannte mein Huawei-Smartphone meine Misere und half damit aus, indem es aus unerfindlichen Gründen seinen Arbeitsspeicher so stark belud, dass nacheinander sämtliche Apps den Dienst verweigerten. Inklusive der bordeigenen App zum Reinigen des Arbeitsspeichers.

Nach einer Woche komme ich zu folgendem Ergebnis:

  • Emails nur noch abends zuhause abzurufen und zu beantworten kostet Freizeit, da ich selbiges sonst schon während der Heimfahrt im Anschluss an die Arbeit in der Bahn erledigen konnte.
  • Nicht mehr in gewohnten WhatsApp-Gruppen zu sein, führt zu einem Informationsdefizit und erschwert die Kommunikation mit Gruppen. Es war absurd, dass ich Freunde bitten musste, für mich etwas in den Gruppen zu schreiben!
  • Dem Zwang nicht mehr unterworfen zu sein, Facebook zu aktualisieren: Herrlich!
  • Das Handy summt und piepst nicht mehr unentwegt; und nicht mehr ständig drauf zu schauen, sobald das passiert, schenkt wiederum Freizeit.
  • Bei wirklich wichtigen Dingen klingelt es, und ein echter Mensch spricht. Toll!
  • Mein Büro hat keine Musik und kein Radio mehr, da ich das Smartphone an PC-Boxen als Jukebox nutzte. Gar nicht toll!
  • Schnell mal ein Foto für den Blog machen ... geht nicht!
  • Schnell mal googeln ... geht nicht!
  • Schnell mal etwas notieren ... geht mit Notizblock und Stift, hat aber keine Backup-Option (allerdings ist Papier auch kaum virenanfällig)
  • Schnell mal nach einer Adresse schauen ... geht nicht! Nicht mal im Auto habe ich noch eine Straßenkarte
Mein Fazit: Dieses Stück Plastik namens Smartphone erleichtert den Alltag. Allerdings auch nur dann, wenn das Smartphone nicht zum Gegenstand eines Suchtverhaltens wird. 

So mache ich es nun (nachdem ich mein Huawei auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt hatte):

Sämtliche Benachrichtigungen sind ausgeschaltet, und ich sichte die neuen Nachrichten zu festen Zeiten.
z. B. in der Mittagspause und in der Bahn

Mit Freunden wird vereinbart, dass sie anrufen, wenn es etwas Wichtiges gibt.
Das ist viel schöner, eine Stimme zu hören, und schult auch den sozialen Umgang, den ich gerade bei der aktuellen Generation, die ihren Nasen anscheinend nur noch auf dem Handy haben, mit sorgenvollen Blicken beobachte. 

Und nachts heißt es: Aus mit dem Ding!
Meine Nacht soll frei von Elektrosmok, Blinken, Summen und Piepsen sein.




Samstag, 31. Oktober 2015

Eintrag #7 – Das Ende der Alufolie?



Früher fand ich es toll, wenn Lebensmittel in Alufolie eingewickelt waren.  

Meine Mutter gab mir immer eine ordentliche Brotzeit mit in die Schule, und da es mir damals anscheinend bereits schwer fiel, die Müllberge wachsen zu lassen, hatte ich eine wesentlich kreativere Idee für die unbrauchbar gewordene Alufolie. Zusammengeknüllt war sie nämlich das ideale Wurfobjekt, um die (Wurf-)Kräfteverhältnisse in der Schulklasse klarzustellen. Leider auch zum Unmut verschiedener junger Damen, bei denen man durch diese Wurfattacken anscheinend jedes Ansehen für immer verloren hatte.

Nun ja. Man wird älter…viel älter… Der Reiz einer Wurfschlacht ist zwar geblieben, aber heute wird das eher mit Schneebällen oder Taschentuchpäckchen durchgeführt (letztere kann man danach ja immer noch wunderbar benutzen). Aber auf Alufolie habe ich keine Lust mehr. Ich denke, es ist keine große Überraschung, wenn ich sage, dass die Produktion und die Entsorgung der Alufolie kein Gewinn für die Umwelt darstellt. Lange habe ich mich gefragt, wie man auf die Nutzung von Alu- bzw. Frischhaltefolie verzichten kann.
Nun ja, es gibt mittlerweile eine Reihe von Alternativen. Eine davon habe ich mir zugelegt. Es ist ein Frischhaltetuch aus Bienenwachs, beispielsweise erhältlich auf der Seite www.monomeer.de unter dem Link: http://www.monomeer.de/index.php?page=product_details&category=14&artnr=204&product=abeego+Frischhaltetuch+medium+3er-Set

Hier die Produktbeschreibung dazu:  
Frischhaltefolie war gestern – genausogut, ach was, besser, kann man sein Brot in Food Wrap einpacken. Die wiederverwendbare luft- und feuchtigkeitsabweisenden Bienenwachstücher halten Lebensmittel frisch und knackig. Dazu sind sie atmungsaktiv, halten Flüssigkeiten Stand, sind von Natur aus antibakteriell, frei von Gift- und Schadstoffen und kompostierbar.

Als Alufolien- und Frischhaltefolienersatz sind abeegos prima für das Aufbewahren von angeschnittenem Gemüse und Obst, zum Abdecken von Schüsseln und zum Dönerholen geeignet. Auch Einfrieren für die Dauer von bis zu einem Monat machen sie mit. Durch die Wärme der Hand passen sich die Tücher an die umwickelte Oberfläche an. Etwa ein Jahr haltbar.

Ich für meinen Teil habe jedenfalls seit über einem halben Jahr keinen Bedarf mehr an Alufolie! 


Mittwoch, 7. Oktober 2015

Zweiundvierzigster Schritt: Meister Soda und die Natron-Armee

Frosch trifft plastikarmen Pseudo-Frosch
Von meinen ersten Erfolgen beim Basteln meines Badezimmerreinigers beflügelt, habe ich mich nun ein zweites Mal an die Herstellung eines Handgeschirrspülmittels gemacht. Der erste Versuch war zwar gut gegangen, aber das Seife-Raspeln war etwas nervig, zumal es Glas auch etwas stumpf aussehen ließ. Ich fand ein Rezept mit Natron, das anstelle der Seife Waschsoda vorsieht. Dazu ein paar Tropfen Orangenöl und fertig ist das Spülmittel. Das Ergebnis steht dem ersten in nichts nach, der Weg hin zum Ergebnis ist jedoch ein anderer. Ich brauche deutlich mehr als ein paar Spritzer des Selbstgebastelten. Die aufbewahrte Frosch-Flasche von 750 ml reicht für gut fünf Waschgänge. Am Anfang war es etwas merkwürdig, da es keinen Schaum bildet. Das Merkwürdige ist allerdings nicht der fehlende Schaum, sondern das ich dann sehe, was alles in meinem Spülwasser rumschwimmt. Ich muss den Kopf ausschalten, der mir sagt: Du kannst in so einer Brühe doch nichts sauber bekommen. Doch die gespülten Teller quietschen beim Spülen. Muss wohl wirken. Und es ist ja auch nicht so, dass der Schaum gekaufter Handspülmittel ein Wurmloch bilden und die Drecksbrühe in All schleusen würde. Durch’s Augenschließen kann ich ja auch nicht machen, dass plötzlich Nacht ist. Die Drecksbrühe ist da, wo sie bei meinem Selbstgemachten auch ist, nur halt nicht vom Schaum versteckt. Das einzige, was ich in der Anwendung geändert habe, ist, dass ich die dreckigsten Sachen vorher mit klarem Wasser vom gröbsten Schmutz befreie, bevor ich heißes Wasser mit meinem Selbstgemachten versehe. Ich spüle auch heißer als zuvor, gut 50 Grad, da ich denke, dass die fettigen Verschmutzungen sich so besser lösen. Ich weiß nicht, ob beides tatsächlich nötig ist, habe aber den Eindruck, dass es besser hilft als zuvor ohne. Wer weiß, vielleicht ist es auch nur der Kopf, der sich den Schaum zurückwünscht. Jedenfalls bleibe ich dabei. Natron und Waschsoda gibt es beide plastikfrei (obwohl ich beim Waschsoda nicht sicher bin, ob die Verpackung nicht beschichtet sein könnte). Das Orangen-Öl hatte zwar einen Plastikdeckel, aber es ist ein Schritt nach vorne. Vielleicht finde ich ja noch ein ätherisches Öl mit Metalldeckel.

Plastik sähe im Heu blöd aus (Quelle: Wikipedia)
Tegut hat mir inzwischen auch geantwortet. Ich hatte gefragt, aus welchem Material die Behältnisse bestehen, die sie unter dem Namen „MeiBox“ für den Einkauf loser Eier in den Märkten anbieten, und ob eine Bioplastik-Alternative angedacht sei. Die Mehrweg-Eierboxen bestehen aktuell aus Polypropylen, schreibt der Kundenservice und weiter, dass die Herstellung der Box aus nachwachsenden Rohstoffen in Betracht gezogen wurde, jedoch aus Gründen der Hitzebeständigkeit und Dauerhaltbarkeit abgelehnt. Hmmmm! Hitzebeständigkeit? Ist Hitzebeständigkeit eine elementare Produkteigenschaft für den Transport von Eiern? Vielleicht habe ich überlesen, dass es eine Transportbox für gekochte Eier, direkt aus dem Topf, ist. Ein kurzer Blick ins Internet zeigt mir, dass es Bio-Plastik bis 80° Grad hitzebeständig und sogar bis 200° hitzebeständig gibt. Zumindest das Erstgenannte ist auch zu 100% biologisch abbaubar. Und was die Haltbarkeit angelangt, nun, genau das ist ja das Problem. Erdölbasiertes Plastik braucht ein paar hundert Jahre, bis es verrottet ist. Oppa plant nicht, seine „Meibox“ von Generation zu Generation weiterzugeben. „Mein Sohn, hier bewahrte schon mein Urgroßvater seine Eier auf!“, klingt auch etwas roh! Bio-Plastik ist nicht weniger belastbar und dauerhaft wie seine Erdöl-Konkurrenten. Ich habe das Gefühl, hier spielt eher der Preis eine Rolle, insofern scheint die Antwort aus der Schublade des Call-Centers, aber nicht aus dem Wahrheitszentrum im Gehirn gekommen zu sein
Weiter fragte ich, was gegen die Wiederverwendung der Pappboxen spräche. Hierauf antwortete der Kundenservice, dass eine mehrmalige Benutzung der Papp-Eierboxen aus hygienischen Gründen abzulehnen sei, auch im Hinblick auf die Übertragung von Keimen. Ja, hier sind sie wieder die EU-Verordnungen, die uns das Leben so sehr erleichtern. Tatsächlich verbietet die EU Gewerbetreibenden, Pappbehältnisse mehrfach zu benutzen. Etwas das auf dem Dorf, in dem ich aufwuchs, der Standard war. Wurde ich als kleiner Steppke zum Bauern geschickt, hatte ich eine 10er-Papp-Eierbox im Beutel, den ich gefüllt immer und immer wieder vom Bauern nachhause trug. Danach aßen wir die Eier sogar. Trotz der Keime, die auf den Schalen waren. Schalen? Ach ja, die Eier sind ja von Natur aus verpackt gewesen. Es konnten ja auch schon damals keine Keime in den vom Ei verzehrbaren Bestandteil geraten. Die Sorge vor Keimen wird meines Erachtens eingedenk des Weges, den Hühnereier an’s Licht der Welt nehmen, ein wenig konterkariert. Das Kloakentier entlädt seinen unbefruchteten potentiellen Nachwuchs über den gleichen Ausgang wie dessen Notdurft in die keimfreie, hitzebeständige und dauerhaltbare Plastikbox. Da stimmt doch was nicht? Die gute Nachricht: Die EU kann tegut zwar vorschreiben, die Pappboxen nicht mehrfach zu versenden, aber nicht dem Verbraucher. Der Kunde darf das! Also macht das. Wer gibt Geld für etwas aus, das kostenlos zu bekommen ist? Ei, Ei, Ei …

Freitag, 4. September 2015

Einundvierzigster Schritt: Zweiter Anlauf, den Kleiderschrank zu reduzieren

Die Bananen gegessen - nicht auf Kleidung versessen
(Ich entschuldige mich für den Reim, aber die Metrik ist toll!)
Im Mai hatte ich meinen Kleiderschrank schon einmal auszusortieren begonnen und dabei festgestellt, dass sich einige Kleidungsstücke regelrecht an mich geklammert haben. Oder war ich es, der geklammert hatte? Nun, das lässt sich bei so engen Beziehungen ja häufig nicht so eindeutig sagen. Im Mai waren es 50 Stücke, die ich mir vorgenommen hatte, auszusortieren. Das war schon schwer. Heute habe ich mich dran gemacht, einfach die Stücke auszusortieren, an denen ich vor einem viertel Jahr noch so gehangen hatte oder auch ratlos war, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Das waren einerseits Stücke, bei denen ich mir sagte, sie seien doch noch so gut und wären zu teuer gewesen, um sie einfach wegzugeben. Es fiel mir heute - im Gegensatz zu damals - total leicht, sie in die Kiste zu packen. Vielleicht, weil der Gedanke, dass gut und teuer ungetragen im Schrank um so viel schlechter ist als gut und teuer von jemandem getragen, der sich darüber freut und dem die Stücke helfen. Andererseits waren es Stücke, die persönlichen Bezug zu mir hatten, wie beispielsweise T-Shirts von Junggesellenabschieden. Die trug ich einmal, vielleicht noch am Folgetag des Abschiedsabends, weil ich zu fertig war, um mich umzuziehen, aber das war's dann auch schon. Hier half mir Dennis mit ein paar Tipps: Was in die Altkleidersammlung kommt, wird sortiert und was nicht tragbar ist, wird zu Filzmatten, Putzlappen oder ähnlichen downgecycelt. Alles gut! Ergebnis: Es kam wieder eine Kiste mit Kleidung dabei raus, die ich nun der Flüchtlingshilfe geben werde, und ein Beutel mit Kleidung, die künftig vielleicht in einem teuren Sportwagen mitfahren darf. Win-Win-Win!

Donnerstag, 3. September 2015

Vierzigster Schritt: Von MeiBoxen und Kleiderbügeln

Mehrweger unter sich
Es gibt viele Dinge in meinem Leben, die mir noch nicht eingefallen sind zu machen. Beispielsweise kam ich noch nie auf die Idee, mein eigenes Wasser mit ins Schwimmbad zu nehmen oder eine Tragetasche zu kaufen, um den gekauften Rucksack nachhause transportieren zu können. Auch wollte mir noch nie einfallen, mit dem Auto zum Taxistand zu fahren und dem Taxifahrer anzubieten mich bei laufendem Taxameter doch einfach mit dem Taxi dahin zu begleiten, wo ich gerne von ihm hingefahren worden wäre, wenn ich kein Auto dabei gehabt hätte. Da ist mir wohl einiges entgangen, aber ich bin ja noch jung. Die Produktentwicklung bei tegut scheint solche Mitarbeiter andererseits anzuziehen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie jemand auf die Idee kommen kann, Mehrweg-Eier-Boxen aus Plastik produzieren zu lassen. Ob schon aufgefallen ist, dass die vermeintlichen Einweg-Papp-Eierboxen, in denen die Eier ansonsten angeboten werden, die noch dazu kompostierbar sind, ruckzuck Mehrweg-Papp-Eierboxen werden, sobald man sie *trommelwirbel* mindestens ein zweites mal benutzt, um mindestens einmal losen Eier darin zu erwerben und nachhause zu transportieren. Ich gehe ja gerne dort einkaufen, aber das ist nicht nur nicht sehr nachhaltig und läuft der Firmenphilosophie völlig zuwider, es ist auch noch, na ja, unnnötig? Unsinnig? Un...d ein Grund mal wieder eine Email an den Kundenservice zu schreiben. Hatte mit den Teebeuteln ja schon Spaß gemacht. Wer macht mit? :) info@tegut.com

True Metal, People! (in einem tegut-Leinenbeutel)
Als ich vor wenigen Monaten meinen Kleiderschrank reduziert hatte und zwei große Kisten Kleidung sinnvollerem Dasein zuleiten konnte, als ungetragen in meinem Schrank zu hängen, fielen mir immer wieder diese Metallkleiderbügel in die Hände. Kein Plastik, immerhin, aber gewiss auch unsinnig, sie ohne ein Hemd tragen zu lassen, in meinem Schrank zu wissen sowie ganz gewiss zu resourcenintensiv, um sie in den Alt-Eisenmüll zu geben. Ich stelle mir vor, dass die Dinger von Recyclinghof gesammelt, dann abgeholt und im Hochofen eingeschmolzen, von einer weiteren Maschine zu Draht geformt und zuletzt von einer Dritten zu *zweiter Trommelwirbel* Kleiderbügeln gemacht werden, die ich meine sauberen Hemden tragend dann wieder von den Mitarbeitern meiner Reinigung ausgehändigt bekomme. Ja, das ist auch Recycling. Vor allem ist es aber auch ein Kreislauf, der besser nach Schilda passt, als hierher! Ich habe sie zusammengepackt und der Reinigung geradewegs wieder zurück gegeben. Erst wussten die Damen nicht, was ich wollte. Dann wurde ich angeschaut, als müssen man ganz langsam mit mir sprechend. Dann kam ein wissendes Lächeln. Ich glaube, sie fanden's gut!

Sonntag, 23. August 2015

Neununddreißigster Schritt: Resümieren und durchstarten

Hier läge ich, putzte ich nicht
In einer Mußestunde meines Urlaubs, auf einer Sonnenliege liegend, denke ich darüber nach, was ich alles schon an Plastik eingespart habe. Bis auf Sonnencreme ist der komplette Badezimmerbereich bei mir plastikbefreit, auch meine Nahrungsmittel sind – von wenigen Einkaufsmomenten abgesehen, in denen meine Lust und Ungeduld meine ökologische Seite einfach überrennen – frei von Plastikmüll, was in Summe eine Plastikmülleinsparung von rechnerisch ca. 10,4 Kg pro Jahr ausmacht (das Selbstmachen spart darüber hinaus noch 263 Euro im Jahr). Aber dort, bei 40° Celsius langsam vor mich hin dehydrierend, fallen mir auch die vielen Möglichkeiten auf, die ich angegangen war und nach Rückschlägen nie weiterverfolgt hatte: Bspw. Geschirrspülmaschinenwaschmittel und Handspülmittel. Das Schieben auf die lange Bank hat jetzt ein Ende, entschließe ich mich, auf der „Sonnenbank“ liegend. Bis Jahresende möchte ich der Zero-Plastic-Man sein (Marvel? DC? Interested?)

Hiermit putzte ich, läge ich nicht
Zuhause angekommen recherchiere ich rasch im Internet, denn die Zeit drückt. Der Samstag naht und die Badreinigung ist fällig. Ich weiß, der gute Deutsche steht Samstag an seinem Auto und poliert es, doch sah ich mich schon immer eher als Weltenbürger, und die stehen bekanntlich samstags im Badezimmer. Also, wohlan, nach Ende meiner Recherche gebe ich 2 TL Zitronensäure und 1 TL Essigessenz (beide Kalklöser) mit einem TL geraspelter Seife (gegen die Oberflächenspannung, damit die Kalklöser nicht gleich mitsamt des Wassers einfach vom Kalk wegperlen) in einen Eimer und übergieße alles mit einem Liter heißem Wasser. Dann lege ich mich wieder auf die Sonnenliege, weil das Wasser verdammt nochmal viel zu heiß ist, um damit zu putzen. Nach einer halben Stunde fange ich an. Mit dem Lappen feucht wischen, da, wo es nötig ist, kurz einwirken lassen, und abschließend mit einem Küchenhandtuch trocknen und nachpolieren. Ergebnis: Keine Kalk- und Seifenreste zu sehen, und die Qualitätsabnahme meiner Freundin führt zu keiner Mängelfeststellung. Ergo: Ich darf weiter samstags putzen. Toll!

Montag, 10. August 2015

Achtunddreißigster Schritt: Geschenke und die Rache des Plastiks

Mehr als drei Monate ist es jetzt her, dass ich meinen Nicht-Konsum-Monat abschloss. Dennoch wirkt er noch immer nach: Ich habe seitdem immer noch nichts gekauft, das über Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs hinaus ginge, und mein samstägliches Interesse, die wöchentlichen Werbewurfsendungen zu durchforsten, ist noch immer auf Null. Zugegeben, beinahe hätte ich etwas gekauft und zwar dieses links abgebildete Seifensäckchen, gefunden bei Monomeer. Monomeer führt nur plastikfreie Produkte, und auch der Versand kommt plastikfrei daher. Das ist toll. Wir hatten eine Sammelbestellung, um die 75-Euro-Versandkostenfreiheitsgrenze zu erreichen, aufgegeben. Doch kaum bestellt, bekam ich es geschenkt. Insofern ist meine Konsumbilanz noch immer makellos. Danke, Dennis! Weitere Shops zum plastikfreien Einkauf habe ich unter Plasno und Bee Change gefunden. Die Online-Versender haben ein unterschiedlich großes und sich in einigem durchaus unterscheidendes Sortiment, so dass es sich lohnt, mal reinzuschauen, wenn man etwas braucht. Deren einziges Manko: Seifensäckchen hat nur Monomeer ;-)
Das Seifensäckchen nutze ich jetzt seit einer Woche. Es schäumt die Seife gut auf, einen wirklichen Peelingeffekt bemerke ich zwar nicht, aber dafür habe ich ja mein selbst gemachtes Peeling. Immerhin glitt mir die Seife noch nie aus der Hand. Das mag jetzt zwar eher im Männerknast unter den Kapitalverbrechern interessant sein, doch ich baue auf den Vorteil des restlosen Seifenverbrauchs.

Abschließend noch ein paar Worte zum Thema: Rache des Plastiks! Seit Ende 2013 reduzieren meine Freundin und ich nun sukzessive unseren Plastikmüll. Von ehemals drei gelben Säcken konnten wir unseren Drei- bis Fünf-Personenhaushalt auf einen einzigen gelben Sack pro Abholung reduzieren. Da ist noch  Potential gegeben, aber wir sind stolz auf dieses Zwischenergebnis. Wenn ich doch etwas aus Plastik nutze, dann passiert Folgendes: Das Plastik rächt sich stellvertretend für alle Artikel, die ich zwischendurch durch plastikfreie Alternativen ersetzt hatte. Die nachfolgenden beiden Bilder mögen das verdeutlichen.

Selbst gemachte Cig Köfte, bevor ich sie in ein Plastik-Trans-
portbehältnis packte, um zu meinem Picknick zu gelangen.
Selbst gemachte Cig Köfte, zusammen mit Papier-
taschentüchern und Rollsplit, nachdem der Plastik-
verschluss des Plastik-Transportbehältnisses ge-
brochen war und den transportieren Inhalt auf die
Straße entließ, bevor ich mein Picknick erreicht hatte.
Das nächste Mal werde ich den Teller wohl lieber auf der Hand balancieren. Im Keller lagert eine zweite Kuchen-Transportbox, und manchmal, wenn ich die Kellertreppe runter gehe, bin ich mir sicher, sie hämisch lachen zu hören. Dieses Biest!

Freitag, 7. August 2015

Siebenunddreißigster Schritt: Plastic Diary, schwarz auf weiß, und sich vertiefen

Wetterauer Zeitung vom 3.8.2015
Als vor kurzem ein Redakteur der Wetterauer Zeitung bei mir anrief, um einen Artikel über meine Erfahrungen im Plastik-Sparen zu schreiben, war ich überrascht und geschmeichelt zugleich. Ein paar Tage später sollte mein Vortrag in Friedberg stattfinden, und meine Erwartungshaltung war lediglich, dass in der Lokalpresse ein kurzer Veranstaltungshinweis gedruckt würde. 
Wir trafen uns an einem Montagabend bei bestem Sommerwetter bei mir im Garten, er schaltete sein Handy als Diktiergerät ein und wir plauderten eine knappe Stunde über Plastik in der Umwelt, in der Nahrung und im Körper. Heraus kam ein wirklich schöner Artikel, der viel Resonanz brachte, positive wie auch kritische. 

Einige der kritischen Stimmen möchte ich hier im Blog beantworten, da ich sie für interessante Denkanstöße halte.




Ist es nicht interessant, dass die rasante Verlängerung der Lebenszeit von Menschen in die gleiche Zeit fällt, in der die Kunststoffe sich auf allen Ebenen ausgebreitet haben?
Ich spreche dem Kunststoff u. a. in der Medizin in keiner Weise seinen Nutzen ab. Auch spreche ich Kunststoffrohren gegenüber Bleirohren zum Wassertransport einen definitiv geringeren lebensverkürzenden Charakter zu, doch aus einer Korrelation einen Kausalzusammenhang abzuleiten ist ein logischer Fehler, denn andere Faktoren, wie die Reduktion körperlichen Stresses, bessere medizinische Versorgung, bessere hygienische Bedingungen und eine bessere Ernährungssituation haben ebenfalls eine Anteil daran, dass sich die Lebenserwartung seit Jahrzehnten erhöht. Ohne Plastik wäre vieles nicht möglich, doch sich durch den Verdienst in einigen Bereichen einen Freibrief zum gedankenlosen Umgang mit Plastik und Plastikmüll auszustellen, wäre über das Ziel hinausgeschossen. Nur weil Skorpiongift bei Gehirntumoren hilfreich ist, halte ich mir dennoch keine Skorpione als Kuscheltier im Haus.


Die PET Flasche gibt minimal Acetaldehyd ans Getränk ab. Mit einem Apfel isst Du die 100fache Menge von dieser natürlichen Substanz. Aber: Dir ist das zu gefährlich? Iss bloß keinen Apfel mehr!
Plastikverpackungen geben eine Reihe von bedenklichen Stoffen an die Nahrung ab: Bisphenol A, Phtalate und auch Acetaldehyd sind einige dieser Stoffe. Grenzwerte wurden für die Genannten von der EU festgelegt, über die hinaus kein Übertrag der Umverpackung an die Nahrung stattfinden darf. Diese Grenzwerte bestehen einerseits aufgrund der potentiell hormonellen, karzinogenen bzw. leberschädigenden Wirkung und andererseits aufgrund der uneindeutigen Human-Studienlage, will sagen: Die EU und das BfR gehen auf „Nummer Sicher“. Ich kann nichts Schlechtes daran erkennen, bestrebt zu sein, möglichst wenig davon aufzunehmen. Was den natürlichen Gehalt in Obst und Gemüse angeht, schreibt das BfR: „Bei der Messung des Acetaldehydgehalts von Lebensmitteln lässt sich nicht beurteilen, ob die gefundenen Gehalte auf ein natürliches Vorkommen oder auf einen Zusatz zurückzuführen sind.“ (Gesundheitliche Bewertung von Acetaldehyd in alkoholischen Getränken, aktualisierte Stellungnahme Nr. 022/2010 des BfR vom 04. Mai 2010). Insofern mögen nicht verarbeitete Äpfel ein anderes Ergebnis mit sich bringen als beispielsweise verarbeitete Apfelsäfte. Gärstoffuntersuchungen beim Apfel sprechen eher dafür, dass der Gärprozess bei der Lagerung von Äpfeln Acetaldehyd entstehen lässt. Darüber hinaus darf auch das Zusammenspiel mit weiteren sekundären Pflanzenstoffen (Flavonide, Vitamin E, Antioxidantien), die eine senkende Wirkung auf den Acetaldehydspiegel haben, nicht unberücksichtigt bleiben. Mineralwasser aus PET-Flaschen beinhalten im Gegensatz zu Obst und Gemüse definitiv keine Stoffe, die die mögliche Schadwirkung des Acetaldehyds auszugleichen vermögen. Insofern halte ich den Verzehr von Äpfeln für unkritisch. „An apple a day, keeps the doctor away“ wird wohl weiterhin Devise bleiben dürfen ;-)


Die Blechdosen (für Getränke) enthalten eine Innenbeschichtung aus Kunststoff. Warum wohl: Das Blech und seine von Nahrungsmitteln herausgelösten Bestandteile erscheinen den Gesundheitsbehörden gefährlicher als die Beschichtung mit wenige ppm Bisphenol A enthaltende Epoxiharze. Und Glas setzt Stoffe an Getränke frei, über die man sich im Internet informieren kann.
Die Kunststoffbeschichtung dient als Korrosionsschutz und nicht dazu, vor noch gefährlicheren Stoffen als Bisphenol A zu schützen. Ganz gleich jedoch, vor welchen Stoffen mehr Schutz nötig ist, auch Blechdosen vermeide ich. Nicht nur wegen der Plastikbeschichtung. Heutzutage ist es schlichtweg mehr nötig, Nahrungsmittel in Dosen zu erwerben. Warum sollte ich beispielsweise Dosengemüse kaufen, wenn ich das Gemüse auch unverpackt auf dem Bauernmarkt oder selbst im Supermarkt erwerben kann? So muss weder eine Dose hergestellt, noch recycelt werden, und ganz gleich welcher Giftstoff woher auch immer kommen mag, zu mir kommt er nicht.
Dass Glas Stoffe an Getränke freisetzt, konnte ich nirgendwo im Internet recherchieren, jedoch das Gegenteil.


Die Verbrennung von 5.000 Tonnen Müll, der von allen Kunststoffen mühsam befreit worden ist, ergab an der Hamburger Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor die gleichen Dioxin-Emissionen wie  normaler Müll mit allen Kunststoffen. Deshalb hat heute jede MVA eine spezielle Reinigungsstufe dafür. Dioxinschleudern sind heute dagegen die Elektroschmelzwerke für Eisen und Stahl – also das Eisenrecycling.
Richtig, in Deutschland sind Dioxine, Furane und andere Giftstoffe durch die gesetzlich vorgeschriebene Filterung ein geringeres Problem als noch vor einigen Jahren. Das funktioniert so gut, dass Deutschland sogar fremden Müll importiert, um ihn zu verbrennen. Das ist fragwürdig, wirft es nämlich die Frage auf, welchen Stellenwert das Recycling künftig erhält, wenn Verbrennen so lukrativ ist und wir bereits jetzt mehr Müll verbrennen als wir entstehen lassen. Doch auch die Verbrennung hinterlässt Rückstände (Schlacke, Flugasche und Filterstäube), die dann als Baumaterial oder Bergversatz „entsorgt“ werden. Das Problem wird also letztlich nur verlagert. Ganz davon abgesehen, ist der Filterprozess energie- und resourcenaufwändig. Besser wäre es doch, den Müll so weit wie möglich gar nicht erst entstehen zu lassen, denn wenn nichts zu verbrennen da wäre, gäbe es gar nicht erst die Notwendigkeit, Schadstofffilter nutzen zu müssen; ganz gleich ob es Plastik- oder Restmüll ist. Die Menge macht’s.


Schon die alten Griechen und Ägypter nutzten das Harz des Styrax Liquidambar Orientalis, eines Strauches, der im Mittelmeerraum wächst. Es enthält jede Menge Styrol, das im Sonnenlicht und bei Wärme zu hartem Polystyrol polymerisiert. Aus dem Harz des Styrax-Strauches wurden Schmuckstücke hergestellt und die Salben für die Einbalsamierung der ägyptischen Pharaonen und die Wundsalben des Mittelalters und  --- ein großer Sprung   ---- die Joghurtbecher von heute. Erdöl, Kohle und Gas sind das Ergebnis untergegangener Wälder, deren natürlich enthaltene Stoffkomponenten können wir heute trennen (in den Erdölraffinerien) und zu den fälschlicherweise so bezeichneten „Kunststoffen“ polymerisieren. Eigentlich ist das alles nur ein zeitgeschichtliches Recycling. Das unglückliche Wort Kunststoff verleitet dazu, alle daraus hergestellten Erzeugnisse als unnatürlich, schädlich, anzusehen.
Da widerspreche ich, wenn Plastik seine Unnatürlichkeit abgesprochen werden soll. Erdöl war kein Teil des natürlichen Kreislaufes mehr. Alles Erdöl war tief in den unteren Erdschichten verborgen, bis wir es zu Tage förderten, es uns in hochkomplexen Prozessen dienbar machten und es so für hunderte von Jahren wieder in die Umwelt einbrachten, verbunden mit unzähligen teils toxischen Stoffen, die die Natur nie von selbst hervorgebracht hätte. Wir hätten heute kein CO2-Problem durch die Verbrennung von Plastikmüll, wenn all der Kohlenstoff noch gebunden im Erdöl in den Tiefen lagern würde. Und wir hätten keine 269 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer.


Der Plastikmüll in den Meeren stammt doch überhaupt nicht aus Deutschland. Was bringt es, wenn wir Müll reduzieren und andere Länder ihre Müllberge weiter vergrößern?
Es stimmt, dass gerade der Müll in den Meeren mehrheitlich nicht aus Europa stammt. Es sind zumeist die afrikanischen und asiatischen Küstenländer, die für die bis zu 13 Millionen Tonnen Müll verantwortlich sind, die jährlich in den Meeren landen. Andererseits haben wir mit einem Pro-Kopf-Abfallaufkommen von 617 kg im Jahr 2013 einen unrühmlichen vierten Platz unter den 28 europäischen Staaten und liegen fast 30 % über dem Mittelwert. Auch wenn wir die Meere nicht direkt belasten, haben wir doch einiges an Verbesserungspotential.

Sonntag, 2. August 2015

Sechsunddreißigster Schritt: Reden schwingen und Haare wringen

Ein Schnappschuss, fast wie gestellt!
Wieder einmal durfte ich einen Vortrag über Plastiksparen halten. Eingeladen hatte der Umsonstladen in Friedberg. Es wurde zu einem wirklich überraschenden Abend, denn die Resonanz war überwältigend. Die Veranstalter hatten mit zwanzig Gästen gerechnet. Das war in etwa die Zahl, die ich, in Erinnerung an meinen Petcha-Kucha-Vortrag im März, auch erwartet hatte, doch es kam anders: Fünf Minuten vor Beginn brandete die erste Welle weiterer Stühle in den Vortragsraum des Erasmus-Alberus-Hauses, und dann zur offiziellen Startzeit wurde auch der letzte freie Platz noch mit Bestuhlung geflutet, die sogar die angedachten Tische wegspülte. Um bei der maritimen Metaphorik zu bleiben: Ahoi, ihr etwas mehr als 50 ZuhörerInnen! Nach einer dreiviertel Stunde, in der ich im Prinzip "Plastic-Diary - Das Live-Hörbuch" gab, entstanden noch gut 30 Minuten Diskussion und gegenseitige Inspiration, und vorbei war ein wirklich toller Abend, der uns alle ein bisschen ökologischer und nachhaltiger gemacht haben mag. Zumindest von einem weiß ich, der nun Zähne mit Salz putzt ;-)

Gähnende Leere, wo seinerzeit Seifen sich suhlten
Auch im März testete ich die Shampoo Bar (das Shampoo Bar? Den? What ever!) und versprach den nächsten Eintrag über Schuppen. Hier ist er! Weder Haarseifen, noch Shampoo Bars schaffen es bei meiner Kopfhaut keine Schuppen zu produzieren. Die ersten Filmproduzenten haben zwischenzeitlich bei mir angeklingelt, um mich als Requisit für die winterlichen Szenen bei "Dr. Schiwago 2" zu gewinnen. Zweimal sprang mir Reinhold Messner in den Rücken und rief, mit einer Träne im linken Auge: "Yeti, Yeti!" Das musste ein Ende haben! Unabhängig voneinander berichteten mir zwei Freundinnen von Bekannten, die sich nun schon seit Monaten bzw. Jahren die Haare nur noch mit Wasser waschten. Nach wenigen Wochen widerwärtig fettigen Haars hätten beide nun normale, das nicht anders wirke als mit Shampoo gewaschenes. Auch diverse Fundstücke im Internet stimmten hoffnungsvoll (Stichwort: "No Poo" ... wer diesen Namen verbrochen hat, gehört drei Tage in Folge shampooniert!). Umsetzen, Käptn! Seit fünf Wochen wasche ich nun mein Haar morgens nur noch mit Wasser. Die ersten drei Wochen waren tatsächlich etwas "Hallo-ich-arbeite-in-einer-Frittenbude"-mäßig, doch seit zwei Wochen ist mein Haar wie zuvor, als ich mit teurem Anti-Schuppen-Shampoo zu waschen gezwungen war. Schuppen kann ich bislang nicht erkennen. Doch die bisherige Plastikmüllfreie-Haarwasch-Odyssee hat mich gelehrt, den haarigen Tag nicht vor dem schuppigen Abend zu loben. Ich warte ab, bevor ich jubiliere. Abschließend noch ein Dialog zwischen meiner Mutter und mir:

Ich: "Wie sehen meine Haare aus?"
Mutter: "Durcheinander?"
Ich: "Nein, ich meine sehen sie gepflegt aus?"
Mutter: "Ich denke schon!"
Ich: "Also nicht fettig oder so?"
Mutter: "Nein!"
Ich: "Ich teste gerade aus, meine Haare nur noch mit Wasser zu reinigen. Habe von zwei Leuten gehört, dass das funktioniert. Könnte so wieder etwas Plastikmüll sparen."
Mutter: "Sind meine Haare ungepflegt?"
Ich: "Nö! Warum?"
Mutter: "Ich mache das seit Jahren schon!"

Soviel zur Innovationskraft unserer Generation, was? Und Mutter wusste nicht mal, dass sie Teil der No-Poo-Bewegung ist!

Sonntag, 26. Juli 2015

Fünfunddreißigster Schritt: Selbstgemachte Deocreme

Einfachste Zutaten - super Wirkung
Ich gebe zu, dieses Experiment führt nicht wirklich zu einer großen Müllersparnis. „Kleinplastikmüll füllt auch nen Ozean!“, könnte ich das Kleinvieh-Mist-Gleichnis umdichten, aber letztlich war meine Motivation einerseits mein Forscherdrang und andererseits meine Standardantwort auf das Warum: „Weil ich es kann und niemand schnell genug war, mich aufzuhalten!“ Ich wollte wissen, ob ich meine Deocreme mit einfachen Hausmitteln auch selbst machen kann. Die Müllersparnis ist denkbar gering (wenige Gramm Umverpackung alle paar Monate) und auch von der finanziellen Ersparnis her ist das Ergebnis eher zu vernachlässigen (7,50 Euro bei Wolkenseife), doch Columus fragte ja auch nicht, was es kostet, wenn er gen Westen segelte. Gut, er hatte die spanische Krone hinter sich, die die Frage sicherlich gestellt hatte.

Links: Amateur - Rechts: Profi
Na, ja, jedenfalls verriet mir der Blick auf die Zutatenliste, dass bei Zimmertemperatur festes Fett und Sodium Carbonat die Hauptzutaten meiner Deocreme sind. „Keep it simple!“ ist meine Devise auch bei diesem Experiment. Duft- und Pflegestoffe habe ich weggelassen und auch kein Fett extra eingekauft. Kokosöl nutze ich bereits winters als "Labello"-Ersatz, warum nicht auch als Deo. 2 EL Kokosfett habe ich mit 1 EL Stärke und 1 EL Backsoda gemischt. Heraus kam eine zähflüssige weiße Masse, die ich nun seit einer Woche unter die Arme streiche. Ergebnis: funktioniert. Klar, duftet es nicht so gut wie die Deocreme von Wolkenseife (obgleich wie eine Kokosmakrone zu riechen auch sommers weihnachtliche Gefühle in einen zaubern kann) und fühlt sich auch weniger geschmeidig beim Auftragen an (flüssiger und etwas krümelig), doch spart sie 15 Gramm Plastik und satte zwei Euro pro Vierteljahr ein (beides sehr großzügig aufgerundet). Da die Zubereitungszeit geringer ist als der Bestellvorgang im Internet werde ich dabei bleiben. Zeit ist schließlich unbezahlbar! Ich will aber nicht ausschließen, dass ich wieder eine Deocreme bestellen werde, sollte jemand eine Sammelbestellung initiieren. Allerdings freut es mich, dass Frau Schaaf von Wolkenseife für ihre Deocreme ein Fett hat, dessen Schmelzpunkt über 23° C liegt, denn meine Deocreme fließt davon, wenn es wärmer ist (wenngleich sie nicht weniger wirkt). Verflogen sind dann die Tagträume vom geschmückten Tannenbaum in der Sommersonne.