Aus unerfindlichen Gründen habe ich im Laufe meines Lebens eine Leidenschaft für das Aufräumen und das Ausmisten von Dingen entwickelt. Ich habe mittlerweile mehr Freude daran, meinen Besitzstand zu reduzieren statt ihn weiter zu erhöhen. Okay, Teile der Literatur, die ich in den letzten Jahren konsumiert habe, schürten diese Lust an der Reduktion sicher noch.
Verschiedene Quellen im Internet gehen davon aus, dass ein Mensch in Deutschland im Durchschnitt 10.000 Gegenstände besitzt. Diese Zahl kam mir zunächst astronomisch hoch vor, aber wenn ich überlege, dass ich alleine 1.000 Musik-CDs besitze, dann wird das Ganze schon wieder greifbar. Leider führt das permanent gesteigerte Konsumvergnügen in Deutschland dazu, dass unsere Wohnungen aus allen Nähten platzen. Aber auch dafür gibt es Abhilfe… In den letzten 20 Jahren hat sich unsere durchschnittliche Wohnfläche von 35 auf 43 Quadratmeter pro Person gesteigert. Tendenz steigend.
Aber ich kann es auch verstehen. Wenn bei Tchibo wieder einer dieser Fusselrasierer oder ein Muffin-Deko-Set angeboten wird, dann kann auch ich kaum widerstehen und kaufe, kaufe, kaufe. Irgendwann wird man’s schon gebrauchen können…
Quelle: www.tchibo.de
Aber Spaß beiseite. Ich frage mich ernsthaft, wie es möglich ist, dass es ständig gelingt, mündigen Bürgern irgendwelche Produkte zu verkaufen, die niemand braucht. Sie werden in Hochglanzprospekten beworben, im Laden perfekt platziert, und in Massen verkauft. Ich hätte nie gedacht, dass es funktioniert, aber anscheinend reicht es schon, dass etwas bunt und billig ist, damit es gekauft wird. Leider werden diese Artikel aufwändig produziert und belasten die Umwelt – aber um das Thema soll es im heutigen Beitrag nicht gehen.
Dann ist es auch kein Zufall, dass es in Deutschland mittlerweile einen Trend von Privatpersonen gibt, Lagerhallen anzumieten, um dort ihren Besitzstand zu bunkern - weil ihre Wohnungen und Häuser voll sind.
Zitat von Hartmut Rosa, Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie,
Friedrich-Schiller-Universität Jena:
„Wir besitzen mehr Bücher, CDs, DVDs, Teleskope und Klaviere als je zuvor, aber wir können sie nicht absorbieren. Da die Absorption zu zeitaufwendig ist und wir den wachsenden Druck verspüren, nicht den zeitlichen Anschluss zu verlieren, kompensieren wir den nicht realisierten Konsum durch mehr Shopping. Das ist gut für die Wirtschaft, aber schlecht für das gute Leben.“
Folgende Fragen ergeben sich für mich: Was versuchen wir mit massivem Konsum zu befriedigen? Welche Sehnsucht soll befriedigt werden? Ist es vielleicht eine innere Leere, die wir mit mehr und mehr Konsum füllen wollen?
Zurück zu meiner Büchersammlung. Irgendwann kommt man an den Punkt, dass das Bücherregal überquillt, dass man keinen Überblick mehr hat, dass einem ständig solche Bücher in den Blick kommen, die man irgendwann gekauft hat und die nun ein schlechtes Gewissen verursachen, weil sie nie gelesen wurden. Kurzum – es entstand Stress. Glücklicherweise fiel mein Blick auf das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo. Dort fand ich folgenden Vorschlag, den ich perfekt auf meine Bücher anwenden konnte. Er lautet – „Behalte jedes Buch, das Du auf jeden Fall noch einmal lesen wirst. Die übrigen Bücher kannst Du weggeben.“
Gelesen, getan. Es fiel mir daraufhin sehr leicht, ca. 90% meines Buchbestands wegzuschenken. Dabei waren eine Menge Bücher, bei denen ich ein paar Seiten angelesen und dann das Buch wieder weggelegt hatte. Eine nicht greifbare Macht hielt mich immer davon ab, mich davon zu trennen. Doch schließlich gelang es mir, und ich verfüge nun über einen kleinen aber feinen Fundus an tollen Büchern, von denen ich jedes jederzeit wieder lesen würde. Wenn ich nun ein Buch gelesen habe und denke, dass ich es nicht mehr lesen werde, dann wird es der örtlichen Bücherei gespendet, damit andere auch noch eine Freude damit haben… Gleiches gelang mir dann auch mit meiner DVD-Sammlung. Goodbye Ghostbusters!
Ein Buch, das ich sicher niemals hergeben werde…
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