Freitag, 19. Juni 2015

Dreiunddreißigster Schritt: Leergut sammeln und sich von Himbeeren bräunen lassen

Vergesst 50 Cent ... das sind 75!
Mein täglicher Weg zur Bahn und vom Bahnhof nach Hause führt mich zweimal durch unser Friedberger Naherholungsgebiet, die Seewiese. Eigentlich könnte das idyllisch und entspannend sein. Morgens sehe ich dort allerdings den Müll vom Vorabend auf den Wiesen rumliegen, abends den Müll des Tages. Wohlgemerkt, es ist keine Müllhalde. Es sind einzelne Müllanhäufungen, geschätzt ein gelber Sack voll auf dem gesamten recht großen Platz verteilt, doch sie fallen ins Auge. Natürlich sind morgens auch die städtischen Bediensteten da, die die Grünanlage wieder reinigen, doch letztlich sorgen sie ja nur dafür, dass der Müll sich nicht anhäuft. Dann sage ich mir: „Diese Jugend!“ oder ich sage mir: „Hey, dafür gibt es doch die städtischen Bediensteten. Die werden schließlich dafür bezahlt!“
Gestern lagen auf der Wiese, an der ich zuerst vorbeikomme wieder etliche zertretene Bierdosen und weggeworfene Zigarettenpackungen. Ich klagte wieder in mich rein, dachte mir: Nicht einmal 25 Ct Pfand pro Dose sind es wert, sie nicht liegen zu lassen, dachte an die städtischen Bediensteten am nächsten Morgen, und dann ging ich auf die Wiese hob alles auf und warf es selbst in den Müll. Warum? Vielleicht, weil ich denke, dass weniger Müll auf den Wiesen, weniger Leute animiert, den eigenen einfach dazu zu werfen. Vielleicht weil ich denke: Wenn das noch mehr Menschen, die der Müll stört, machten, müsste die Stadt weniger Geld für die Stadtreinigung ausgeben und könnte beispielsweise mehr im Bereich Soziales investieren. Vielleicht weil ich mir denke, dass sich die, die den Müll dort lassen, zwar mit dem Älterwerden ändern werden, aber dann durch die Nachfolgenden ersetzt werden und das Problem zu lösen daher nur von Außerhalb funktionieren wird (ich glaube nämlich nicht, dass es den überwiegend jugendlichen Verunreinigern um die Verschmutzung der Umwelt geht. Ich denke eher, es ist ein pubertäres Auflehnen gegen die Regeln der Altvorderen, und das wird es geben, solange Kinder pubertieren: Also immer!) Auf jeden Fall war es jedoch ein gutes Gefühl. Und allein dafür mache ich es gerne wieder. Vielleicht werde ich dadurch aber einfach nur zum Pfandsammler. Wer weiß!


Direkt vom Baum auf die Haut,
 und dann ab in die Mittagssonne!
Und weil ich nun so viel Zeit auf der Seewiese verbringe und bei bestem Sommerwetter draußen bin, brennt mir die Sonne ordentlich auf die Haut. Das bedeutet, morgens vor dem Haus-Verlassen Sonnencreme auftragen, und es bedeutet jede Menge Plastikverpackungen in Kauf zu nehmen, denn Sonnenschutz in Glasverpackung habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Ich habe mich im Internet schlau gemacht und stieß auf Himbeersamenöl. Auf verschiedenen Seiten im Internet wird es angepriesen und ich dachte mi: Hey, klasse, das ist eine Alternative. Selbst gemacht, bio, und so weiter. Sogar ein Rezept fand ich, in dem von Lichtschutzfaktor 50 die Rede ist. Australischer Standard mit deutschen Himbeeren. Bingo! Als geborener Skeptiker forschte ich jedoch weiter und fand nach langem ausfiltern begeisterter Blogautorinnen und –autoren auf eine Autorin, die die Sache mal intensiver beleuchtet hatte: Mamas sind halt doch die besten! Im Ergebnis: Kokos-, Olivenöl und deren Kumpane bieten kaum einen Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlen, und selbst Himbeersamenöl wurde noch nie am Menschen getestet, obwohl die Studie schon 15 Jahre auf dem Buckel hat. Wohl auch nicht ohne Grund! Ganz ehrlich: Die Hautkrebsrate ist von Jahr zu Jahr steigend, da werde ich gewiss nicht experimentieren, um Plastikmüll zu sparen. Immerhin gibt es gute Bio-Sonnencremes. Und die verwende ich auch mit gutem Gewissen. Meine Plastikmüllbilanz gleiche ich einfach durch Seewiesen-Müll-Sammeln aus, und vielleicht finanziere ich mir ja die Sonnencremes mit dem Leergut.

Sonntag, 14. Juni 2015

Eintrag #5 - Ist technische Abrüstung gleich Stressreduktion?

„Bitte installieren Sie ein Update für Ihren Adobe Reader.“ „Ihre Lizenz für diese Freeware ist abgelaufen.“ „Disc Error.“ „Keine Rückmeldung.“

Wir leben in einer Welt, die (größtenteils) nur noch funktioniert, wenn man seinen „technischen Helfern“ permanent Futter in Form von Updates, Upgrades, Virenscans und was sonst noch gibt. Sogar mein Blu-ray Player und mein Fernseher möchten mittlerweile regelmäßig aktualisiert werden. Selbst moderne Backöfen kann man an den LAN-Anschluss hängen. Ich frage mich, wohin der Blödsinn noch führen soll… 

Da mir die (Software-)Instandhaltung meiner technischen Geräte gehörig auf den Zeiger ging, habe ich mich dafür entschieden, die Anzahl solcher Geräte in meinem Haushalt zu reduzieren. Ständig kämpft man damit, dass ein Gerät einen Virus hat, dass man eine veraltete Software-Version besitzt, die mit neuen Dateien nicht kompatibel ist, oder man hat keinen Zugang zum Internet, weil das WLAN gerade gestört ist. Es kam mir fast schon vor wie im Film „Rhea M – Es begann ohne Warnung“ von Stephen King. Der Film handelt davon, dass alle technischen Geräte auf der Erde plötzlich ein Bewusstsein und Eigenleben entwickeln. Ohne Vorwarnung beginnen Geldautomaten ihre Kunden zu beschimpfen, ein Getränkeautomat beschießt Menschen mit Getränkebüchsen, harmlose Küchengeräte verwandeln sich in tödliche Killermaschinen. So ähnlich war es bei mir zu Hause… 

Da ich das Thema „Mikrowellengerät und seine Strahlung“ schon länger auf dem Radar hatte und wir die Mikrowelle sowieso nur noch für das Aufheizen des Kirschkernkissens meiner besseren Hälfte sowie zum Aufwärmen von Speisen, deren Vitamine dabei ohnehin vernichtet werden, benutzten, wurde das Gerät an einen glücklichen Mitmenschen verschenkt.

Auch ein iPod, den ich einmal als Werbegeschenk erhalten hatte, war mir schon länger ein Dorn im Auge, weil er im Verlaufe der letzten Jahre ungefähr 3x pro Jahr genutzt wurde. Wie es der Zufall wollte, war ein Kollege gerade auf der Suche nach einem MP3-Player, und so konnten wir einen grandiosen Deal abschließen. Gerät Nummer 2 war innerhalb von einer Woche aus dem Haushalt verbannt.  

Macht Euch einfach mal den Spaß und erstellt eine Liste, wie viele technische Geräte Ihr in Eurem Haushalt habt. Danach könnt Ihr bei jedem Gerät notieren, wie oft es in den letzten 12 Monaten benutzt wurde. Das Ergebnis wird sicher beeindruckend sein. Das bringt mich zu der Frage, ob es wirklich notwendig ist, dass jeder Haushalt einen eigenen Rasenmäher, ein komplettes Werkzeugsortiment und andere Gegenstände besitzen muss, obwohl höchstwahrscheinlich ein netter Mensch in der Nachbarschaft sowieso ein solches „Ding“ sein eigen nennt und es sicher gerne verleiht.  

Während ich diese Zeilen schreibe (auf dem einzigen „Computer“, der in unserem Haushalt verfügbar ist) habe ich ebenfalls überdacht, welche Geräte in meinem Besitz sind und habe soeben beschlossen, dass im Partyraum minimiert wird. Der Fernseher, der DVD-Player und der Sat-Receiver werden verschenkt! Sie wurden in den letzten zwei Jahren ungefähr 3 – 4 Mal verwendet. Das ist zu wenig, um eine Bleibeberechtigung zu haben. Ein anderer Mensch wird sich sicher mehr darüber freuen. Mit dieser Aktion ist unser Fernseher-Bestand im Haus wieder auf 1 reduziert. Ein Glück, denn bei dem prallen TV-Programm reicht ein Gerät wirklich aus. 


...ab jetzt gibt's Platz im Partyraum...
Ich überlege gerade, ob wir somit zur sozialen Randgruppe werden, weil wir jetzt nur noch einen Fernseher und einen DVD Player im Haus haben. Wenn ich ein iPad hätte, würde ich das jetzt direkt googeln ;-)

Klar, wenn ich mal in naher Zukunft Fan von „Bauer sucht Frau“ und dem nächsten Top-Model bin und beide Sendung laufen gleichzeitig, dann werde ich mich selbst ohrfeigen. Aber bis dahin genieße ich die Reduktion an technischem Equipment und somit den Gewinn an Lebenszeit, Nerven und Platz (und der Freude der Mitmenschen, denen ich die Sachen geschenkt habe).

Und hier noch ein Foto von meinem Lieblingsprodukt des Monats…
Quelle: www.apple.com