Sonntag, 26. Juli 2015

Fünfunddreißigster Schritt: Selbstgemachte Deocreme

Einfachste Zutaten - super Wirkung
Ich gebe zu, dieses Experiment führt nicht wirklich zu einer großen Müllersparnis. „Kleinplastikmüll füllt auch nen Ozean!“, könnte ich das Kleinvieh-Mist-Gleichnis umdichten, aber letztlich war meine Motivation einerseits mein Forscherdrang und andererseits meine Standardantwort auf das Warum: „Weil ich es kann und niemand schnell genug war, mich aufzuhalten!“ Ich wollte wissen, ob ich meine Deocreme mit einfachen Hausmitteln auch selbst machen kann. Die Müllersparnis ist denkbar gering (wenige Gramm Umverpackung alle paar Monate) und auch von der finanziellen Ersparnis her ist das Ergebnis eher zu vernachlässigen (7,50 Euro bei Wolkenseife), doch Columus fragte ja auch nicht, was es kostet, wenn er gen Westen segelte. Gut, er hatte die spanische Krone hinter sich, die die Frage sicherlich gestellt hatte.

Links: Amateur - Rechts: Profi
Na, ja, jedenfalls verriet mir der Blick auf die Zutatenliste, dass bei Zimmertemperatur festes Fett und Sodium Carbonat die Hauptzutaten meiner Deocreme sind. „Keep it simple!“ ist meine Devise auch bei diesem Experiment. Duft- und Pflegestoffe habe ich weggelassen und auch kein Fett extra eingekauft. Kokosöl nutze ich bereits winters als "Labello"-Ersatz, warum nicht auch als Deo. 2 EL Kokosfett habe ich mit 1 EL Stärke und 1 EL Backsoda gemischt. Heraus kam eine zähflüssige weiße Masse, die ich nun seit einer Woche unter die Arme streiche. Ergebnis: funktioniert. Klar, duftet es nicht so gut wie die Deocreme von Wolkenseife (obgleich wie eine Kokosmakrone zu riechen auch sommers weihnachtliche Gefühle in einen zaubern kann) und fühlt sich auch weniger geschmeidig beim Auftragen an (flüssiger und etwas krümelig), doch spart sie 15 Gramm Plastik und satte zwei Euro pro Vierteljahr ein (beides sehr großzügig aufgerundet). Da die Zubereitungszeit geringer ist als der Bestellvorgang im Internet werde ich dabei bleiben. Zeit ist schließlich unbezahlbar! Ich will aber nicht ausschließen, dass ich wieder eine Deocreme bestellen werde, sollte jemand eine Sammelbestellung initiieren. Allerdings freut es mich, dass Frau Schaaf von Wolkenseife für ihre Deocreme ein Fett hat, dessen Schmelzpunkt über 23° C liegt, denn meine Deocreme fließt davon, wenn es wärmer ist (wenngleich sie nicht weniger wirkt). Verflogen sind dann die Tagträume vom geschmückten Tannenbaum in der Sommersonne.

Montag, 13. Juli 2015

Ich darf vortragen: Kritisches Konsumieren!

Vielleicht mögt ihr ja auch kommen: Am Donnerstag kommender Woche bin ich im Erasmus-Alberus-Haus in Friedberg und darf ein wenig über die letzten knapp zwei Jahre berichten. Es gibt sogar eine Powerpoint-Präsentation ;-)

Ich freue mich auf euch.

Sonntag, 12. Juli 2015

Eintrag #6 – Wie es dazu kommt, dass wir unsere Plastikabfälle über Umwege auf den Teller bekommen - und was wir dagegen tun können

Ein Freund machte mich auf einen Artikel in der „Zeit“ (Ausgabe 26/2015) aufmerksam. Auf diesem basiert dieser Eintrag.


Ein Biologe findet am Nordseestrand zwei verendete Eissturmvögel und seziert diese. Das Ergebnis der Obduktion ist deshalb so interessant, weil alles, was diese Vögel fressen, aus dem Meer stammt. Im Magen der Vögel befinden sich kleine Nylonfäden, Styroporstücke, Schaumstoff, dunkelgrüne Kunststoffsplitter und Fetzen von Folie. Die beiden Tiere sind nicht verhungert, weil ihre Mägen leer waren, sondern weil keine Nahrung mehr hineinpasste, echte Nahrung. Sie fraßen das unverdauliche Plastik, weil sie es für Beute hielten.

Studien haben ergeben, dass 97 Prozent aller Eissturmvögel in der Nordsee Plastikmüll im Magen haben. Könnte dies damit zusammen hängen, dass heute pro Jahr 300 Millionen Tonnen Plastik weltweit pro Jahr produziert werden (in 1950 waren es eine Millionen Tonnen)?

Auf den Weltmeeren befinden sich schwimmende Mülldeponien, die eine schier unglaubliche Größe haben. Sie treiben unentwegt hin und her – in Gang gehalten von Wind und Erdrotation. Auch in der Deutschen Bucht taucht immer mehr Müll auf. Wie kann das sein? Unser Müll landet doch auf der Mülldeponie bzw. im Recyclingprozess…

Die Nordsee enthält mittlerweile 700.000 Kubikmeter Plastikmüll. Man kann sich noch erklären, wie Müllstrudel im Pazifik entstehen, weil Anrainerstaaten wie China ihren Abfall seit Jahrzehnten ins Meer werfen. Alleine China entsorgt jedes Jahr zwischen 1,3 und 3,5 Millionen Tonnen Kunststoff im Pazifik. Vielleicht ein Grund, um wieder mal über Produkte „Made in China“ nachzudenken? Wie aber kommt das Plastik in die Nordsee?

Ein erster Ansatz liegt in der Haltbarkeit von Plastik:
  • Eine Einkaufstüte schwimmt 10 bis 20 Jahre lang im Meer, bevor sie vollständig   zerrieben ist
  • Ein Styroporbecher braucht 50 Jahre, um zu zerbröseln
  • Eine PET Flasche zerfällt erst innerhalb von 450 Jahren
 Dies liefert vielleicht schon einmal den Ansatz, dass uns die Müllsünden der Vergangenheit noch lange Zeit einholen werden…



Ein weiteres, großes Problem sind Fasern von Synthetikstoffen und winzige Plastikpartikel (Mikroplastik). Ein Kleidungsstück aus Synthetikstoff verliert pro Waschgang bis zu 1.900 Fasern. Viele Kosmetika –vom Duschgel bis zur Bodylotion- enthalten winzige Plastikpartikel. Solche Fasern und das Mikroplastik gelangen über das Abwasser unserer Haushalte in die Flüsse, von den Flüssen in die Meere, von den Meeren in die Tiere (Vögel, Seehunde, Robben, Wale, zahlreiche Fischarten), und über die Tiere auf unsere Teller – sofern wir keine Veganer oder Vegetarier sind. Wie wäre es mit einem Fischfilet à la Mikroplastik?

„Jedes Mal, wenn eine Jacke, eine Hose, ein T-Shirt aus Kunstfasern gewaschen wird, werden ein paar Fussel abgerieben, winzige Teilchen von Plastikfäden. Nach einer Studie von Wissenschaftlern mehrerer angelsächsischer Universitäten verliert ein Kleidungsstück aus Kunstfasern bei einem einzigen Waschgang bis zu 1900 Fasern. Auch Wollpullover und Baumwollhemden verlieren Fasern, nur sind diese biologisch abbaubar. Die Kunststofffasern aber bleiben, auch wenn sie niemand sieht.“

Wir –als mündige Konsumenten- haben einen großen Einfluss auf die Herstellung der Produkte, die wir kaufen – wir müssen ihn nur geltend machen. Wie machen wir das? Vorschlag: ich verrate Euch, in welchen Produkten welcher Hersteller Mikroplastik beigemischt wird, und Ihr kauft es nicht mehr! Oftmals enthalten Shampoos, Puder, Gesichtsreiniger, Lippenstifte, Bodylotions, Duschgels und Sonnencremes Mikroplastik. Wir schmieren uns das Plastik auf die Haut, wir waschen es ab, und so gelangen die Partikel ins Abwasser.

„Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat einen Einkaufsratgeber veröffentlicht, in dem er Kosmetika aufzählt, die Mikroplastik enthalten. 643 Produkte stehen auf der Liste und fast alle bekannten Markennamen: Avon, Balea, Clinique, Garnier, L’Oréal, Nivea, Shiseido, The Body Shop, Vichy, Yves Rocher. Der Ratgeber wurde schon über 400 000-mal aus dem Internet heruntergeladen, sagt Nadja Ziebarth, die Meeresschutz-Beauftragte des BUND.“

Hier der Link zu dem Ratgeber: www.bund.net/mikroplastik-liste

Als Reaktion auf diesen öffentlichen Pranger haben mehrere Produzenten ihre Zusatzstoffe geändert. Beispielsweise setzen die Zahnpasta-Produzenten mittlerweile keine Plastikkügelchen mehr ein. Ach ja – Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Plastikpartikel eine interessante Eigenschaft haben: sie reichern sich im Wasser mit den dort vorhandenen Schadstoffen an – diese bleiben somit wie Kleber an ihnen haften. An solchen Mikroplastikteilchen wurden Gifte wie DDT, PCB und PAK gefunden – allesamt krebserregend.
Guten Appetit.
http://www.bund.net/mikroplastik



Samstag, 11. Juli 2015

Vierunddreißigster Schritt: Plastik leihen und nicht kaufen

Plastikmüll lässt sich natürlich nicht nur sparen, indem konsequent auf Verpackungen aus Plastik verzichtet wird, sondern auch damit, die unnötige Produktion von Plastik zu vermeiden. 
Vor wenigen Tagen noch standen wir häuslich vor dem Problem, dass unsere Handy-Ladekabel flügge geworden sind. Ich vermute stark, dass das Ladekabel meines Kindle und das Ladekabel meiner Puls-Uhr ([hier den Namen der dem eigenen Glaubenentsprechenden Entität einsetzen] sei ihrer Seele gnädig!) ihre Liebe zueinander entdeckt haben und einfach gemeinsam ausgerissen waren. Vermutlich hatte das eine Ausreisewelle ausgelöst, an deren Ende uns der folgende bedauernswerte Zustand erwartete: Zwei Ladekabel für sechs ladekabelbedürftige Geräte im Haus, wobei merkwürdigerweise eines der beiden Ladekabel von einem Gerät stammt, dass niemand aus dem Haus je im Besitz hatte. Vermutlich ein Zuwanderer, der in einem iPhone-Haushalt Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt war. Willkommen an dieser Stelle!

Jedenfalls stand ich vor der Entscheidung, ein Ladekabel zu kaufen oder nicht. Ganz tief in mir war ein Widerstreben gegen den käuflichen Erwerb. Doch solange mich die Werbebranche alle paar Minuten mit Handy-Angeboten überflutet: „Macht den Vertrag bei uns, und ihr bekommt jährlich ein neues Smartphone!“, „Kauft eine Waschmaschine, und ihr bekommt kostenlos ein Smartphone kostenlos dazu, mit dem dem die Waschmaschine auch im Urlaub in der DomRep fernsteuern könnt!“, „Eröffnet ein Konto bei unserer Bank, und ihr bekommt ein Smartphone für Umme hinzu, dessen Vertragsguthaben ihr übrigens ganz bequem über unsere Homebanking­software aufladen könnt.“ Und so weiter. Solange das so ist, muss es doch jede Menge Haushalte geben, in denen eine unermessliche Zahl an Handy-Ladekabeln ungenutzt rumliegen muss, dachte ich mir. Vermutlich sind unsere Kabel auch in eines dieser Haushalte ausgewandert; immerhin wurde es ja bei uns zunehmend einsam. Jedenfalls habe ich meine Suche in Facebook einfach mal in den Raum  gestellt und binnen zwei Tagen hatte ich zwei zusätzliche Ladekabel. Problem gelöst!

Es gibt zahlreiche lokale Free- und Share-your-Stuff-Gruppen (Bspw. "Free your stuff Wetterau") und selbst Share-your-Food-Gruppen (Bspw. "Share your food Wetterau". Dort reinzuschauen lohnt sich wirklich. Ich bin  überrascht, wie gut das funktioniert und wie viele Menschen, ihren Überfluss über diese Gruppen reduzieren und anderen die Möglichkeit geben, ihre Bedarfe kostenlos zu decken. Das ist ein guter Weg. Immerhin werden jede Mengen Ressourcen gespart, wenn nicht neu produziert werden muss, was anderenorts ungenutzt in der Ecke liegt. Vielleicht werde ich demnächst mal posten, wer Einzelsocken übrig hat. Schließlich muss jeder, der eine Waschmaschine besitzt, vor dem gleichen Problem stehen. Ganz gleich, wie oft ich sie aus dem Urlaub anrufe, meine Waschmaschine frisst dennoch Socken.